Reiz und Risiken von Massenvergnügungen Zustand nach Oktoberfest |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 39 S. 12-13. 1998;
Abstract: Es hat wieder begonnen das größte Volksfest der Welt. Für die einen ist es lediglich das "organisierte Erbrechen schlechthin" dessen Bilder sie höchstens im Fernsehen bestaunen würden für die anderen bedeutet es Gaudi ohne Ende - es wird gefeiert und getrunken auch bis zur bitteren Neige. Welche Schattenseiten die Wies'n zu bieten hat wissen meistens die zuständigen Sanitätsdienste oder Überstunden schiebende Ärzte in den naheliegenden Kliniken. Die medizinischen Aspekte der Wies'n sind unser Thema der Woche. O´ zapft is!" - zwischen gewaltigen Bierzelten Heute Hinrichtung in Schichtls Zaubertheater diversen Schießbuden und atemberaubenden Achterbahnfahrten mildern etwa 900 Helfer des Sanitätsdienstes die Folgeschäden ausgelassener Fröhlichkeit. Die sind nämlich aus medizinischer Sicht nicht unerheblich. Ob Schwindelanfälle Schleudertraumata Messerstichverletzungen oder Alkoholintoxikationen das Spektrum ist interdisziplinär und beeindruckend. Selbst die Helfer können im Laufe des Gefechts Hilfe gebrauchen. Neuerdings unterstützt der Arbeitskreis "Streßbearbeitung von Einsatzkräften" die Kollegen im Getümmel um "mit den teilweise stark belastenden Geschehnissen und Eindrücken während und nach dem Einsatz umgehen zu können" - so jedenfalls steht es im Festprogramm zur "Wies'n" und die Veranstalter müssen es ja wissen. Das organisierte Erbrechen. Jedes Jahr werden auf der Festwiese über 5000 Patienten im eigens dafür vorgesehenen Zelt des Deutschen Roten Kreuzes versorgt. Meist sind es Bagatellverletzungen Schnittverletzungen die mit wenigen Stichen genäht werden können; raum- und zeitaufwendiger hingegen sind die vielen alkoholisierten Patienten die - mal randalierend mal still - von den fast immer ehrenamtlichen Helfern empfangen und "beruhigt" werden. 10 Patienten können in Liegeräumen überwacht werden so daß ein eventuell notwendiger Transport in naheliegende Krankenhäuser vermieden werden kann. Weitere 10 sog. Ausnüchterungsplätze stehen zur Verfügung in denen Patienten die nicht intensivmedizinisch behandelt werden müssen beobachtet und versorgt werden und ansonsten dort in Ruhe ihren Rausch ausschlafen. Die wahren Dimensionen des Alkoholabusus dürften eher den Raumordnern in den Festzelten oder Münchner Taxifahrern bekannt sein. Für das Taxigewerbe sind die 16 Tage der Wies'n immer noch die umsatzstärksten des Jahres. Nicht unbeträchtlich ist jedoch das Risiko den Wagen nach einer solchen Fahrt grundreinigen zu müssen - wie wir sehen liegen Freude und Leid zur Wies'n-Zeit auch hier nahe beieinander. ... ___MH
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