Die direkte Integration medizinisch-somatischer und psychotherapeutisch-psychosozialer Ansätze in der neurologischen Rehabilitation: Klinische Beobachtungen und aktuelle Praxis im 4. Jahr eines integrativen Versorgungsmodells |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 388-389 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: 1Bereich Psychotherapie 2Bereich Neurologie Kliniken Schmieder Konstanz Ausgehend von einem klinisch immer wieder festgestellten Bedarf ist im April 1993 an den Kliniken Schmieder einem großen Neurologischen Fach- und Rehabilitationskrankenhaus ein eigener Bereich Psychotherapie eingerichtet worden. Da das Organ ZNS in seiner Funktion gleichsam die Schnittstelle zwischen Körper Seele und Umwelt darstellt implizierte bereits der klinische Auftrag die Zielsetzung eine unmittelbar in die somatische Medizin integrierte und umfassende bio-psychosoziale Behandlung zu realisieren. Bereichsintern muß sich die klinische Tätigkeit dazu am Leitbild einer umfassenden Zuständigkeit und Kompetenz orientieren - unter gleichzeitiger Sicherung der erforderlichen fachlichen Spezialisierung. Aber auch die unmittelbare Zusammenarbeit mit dem neurologischen Bereich der Klinik Konstanz ist so organisiert daß es keine strikte Trennung nach Krankheitsbildern gibt stattdessen die Aufnahme in einen der beiden Bereiche nach der Priorität der aktuellen Behandlungsnotwendigkeiten erfolgt. Zudem ist das Therapieangebot in den beiden Bereichen nicht grundsätzlich verschieden es findet vielmehr eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung in einem gemeinsamen umfassenden Spektrum an verfügbaren Behandlungsmaßnahmen statt. Darüberhinaus stellen gegenseitige Konsultations- und Liäsonleistungen gemeinsame Besprechungen und Fortbildungen und der gemeinsame ärztliche Bereitschaftsdienst die direkte und kontinuierliche Zusammenarbeit sicher. Die bisherigen klinischen Erfahrungen lassen sich wie folgt skizzieren: Eine Mehrzahl der Patienten kommt erst nach langjährigem Krankheitsverlauf zur Behandlung. Ausbleiben therapeutischer Fortschritte und lange Krankheitsdauer können zuvor verkannte oder nicht angemessen behandelte schließlich weitgehend chronifizierte psychische Störungen und verfestigte psychosoziale Problemkonstellationen gelegentlich aber auch fälschlicherweise als psychogen gedeutete körperliche Erkrankungen verbergen. Die Verteilung der neurologischen Diagnosen bewegt sich im Rahmen des in der allgemeinen neurologischen Rehabilitation Üblichen die erhobenen psychopathologischen Befunde spiegeln das gesamte Spektrum der psychiatrischen Störungen wieder. Schwerwiegende psychische Störungen sind nicht selten. Neben der MS scheinen Schädelhirntraumata und Subarachnoidealblutungen besonders leicht mit behandlungsbedürftigen psychischen und psychosomatischen Symptombildungen einherzugehen. In gut einem Drittel der Fälle ist ein unmittelbarer Bezug zur körperlichen Grunderkrankung erkennbar. In anderen Fällen handelt es sich um koinzidente psychische und psychosomatische Störungen. Neben Anpassungsstörungen in Reaktion auf die Erkrankung kann eine gleichsam überkompensierende Krankheitsbewältigung vorläufig <Forcierte Bewältigungshaltung> genannt zu erheblichen Problemen führen. In anderen Fällen können die Krankheitsfolgen zunächst offenbar angemessen bewältigt werden - bis es dann aber doch nicht selten erst nach Jahren zweizeitig zu einer Manifestation psychosozialer Probleme kommt - <Sekundäre> Anpassungsstörungen. Trotz des primär neurologischen Überweisungskontextes kommen gar nicht selten auch primär psychisch Kranke zur Aufnahme bei denen dann häufig eine funktionelle oder andersartige scheinbar neurologische Symptomatik den Blick auf den psychiatrischen Hintergrund verstellt hat. ... ___MH
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