Veränderungsmessung in der Rehabilitation |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 226-227 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Medizinische Universität zu Lübeck Institut für Sozialmedizin Lübeck Die Erfassung von intraindividuellen Veränderungen spielt auch in der Rehabilitation eine zentrale Rolle. Konkret handelt es sich dabei z.B. um die Analyse der kurz- und langfristigen Effektivität von therapeutischen Interventionen. Meßtechnisch läßt sich dabei die direkte Erfassung (Skalierung der subjektiv erlebten Veränderung) von der indirekten (Zustandsskalierung) unterscheiden wobei bei der letzteren Methode die gleichen Items zu mehreren Zeitpunkten beantwortet werden. Beide Verfahren werden in der Literatur als eigenständige Methoden im Sinne verschiedener Betrachtungsebenen interpretiert. Bei der Zustandskalierung ist es infolge der Methode notwendig über geeignete Indizes die individuelle Veränderung zu quantifizieren. Hierbei treten jedoch zumindestens drei Probleme auf die auch zum jetzigen Forschungsstand noch nicht angemessen gelöst worden sind. Es ist als erstes der "Regressionseffekt" zu nennen d.h. extreme Meßwerte in der ersten Messung streben zu mittleren in der Zweitmessung ohne dabei reale Veränderungen abzubilden. Das "Reliabilitäts-Validitäts-Dilemma" verweist zweitens auf die Schwierigkeit reliable Differenzwerte zu erhalten wenn die Korrelationen zwischen Erst- und Zweitmessung hoch sind. Schließlich ist das "Meßbedeutungsproblem" zu erwähnen welches die Schwierigkeit benennt quantifizierbare Veränderungen einer therapeutisch sinnvollen Interpretation zugänglich zu machen. Die Ausführungen basieren auf den Daten einer im November 1996 abgeschlossenen Längsschnittstudie über die Wahrnehmung und Verarbeitung von definierten chronischen Krankheiten (Herzinfarkt unspezifische Rückenschmerzen) bei 182 Patienten aus vier norddeutschen Rehabilitationskliniken. Es liegen die Daten der vier Meßzeitpunkte vor nämlich Anfang und Ende der Rehabilitation sowie drei und sechs Monate nach der stationären Behandlung. Für diesen Beitrag werden die Veränderungen von verschiedenen auf der ICIDH basierenden Parametern zu krankheitsbedingten Schädigungen (psychisch physisch und Schmerz) und Fähigkeitsstörungen (Funktionsfragebogen Hannover) analysiert. Auf der Grundlage der Zustandskalierung werden mehrere Verfahren im Hinblick auf die beiden zuerst genannten Problemfelder miteinander verglichen. Konkret werden standardisierte Differenzmaße (gemeinsame Standardisierung von Prä- und Postwerten) Regressionsmaße (Kovarianzanalyse Differenz von geschätzten und beobachteten Postwerten) und Strukturgleichungsmodelle (Spezifikation von Wirkungszusammenhängen im Struktur- und Meßmodell) für den Vergleich herangezogen. Das Längsschnittdesign ermöglicht dabei auch einen Vergleich in verschiedenen kontextualen Zusammenhängen (z.B. Reha-Anfang/Ende oder Reha-Ende und drei Monate nach stat. Maßnahme). In einem zweiten Abschnitt wird das "Meßbedeutungsproblem" diskutiert. Hierbei wird die diskriminatorische Qualität der berechneten Maße bezüglich des sozialmedizinisch relevanten am Institut für Sozialmedizin Lübeck entwickelten Konstrukts des "erwerbsbezogenen Leistungsvermögens" untersucht. Konkret wird dabei der Frage nachgegangen inwieweit die Differenzmaße z.B. der Fähigkeitsstörungen mit Veränderungen der Einschränkungen im Bereich der Erwerbsfähigkeit (occupational handicap) korrespondieren. ___MH
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung