Nebendiagnose Fußdeformität in der orthopädischen Rehabilitation |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 325-326 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Orthopädische Klinik Rhein-Sieg-Klinik Nümbrecht Der Fuß ist der am meisten belastete Abschnitt des Bewegungsapparates und hat vielfältige sowohl statische als auch dynamische Aufgaben. Angeborene als auch erworbene Fußdeformitäten führen zu Veränderungen des Abrollvorganges und haben damit Auswirkungen auf die nachgeschalteten Gelenke. Es resultieren Ausgleichsbewegungen in diesen Gelenken die aufgrund ihres augenfälligen Fehlverhaltens dann primär behandelt werden. Selbst in den medizinischen Voruntersuchungen zur Durchführung einer stationären orthopädischen Rehabilitation wird dem Problem Fußdeformität nur geringe oder keine Aufmerksamkeit geschenkt. Die vorliegende prospektive Untersuchung hatte zum Ziel bei Patienten die wegen Erkrankungen der Wirbelsäule eine stationäre orthopädische Rehabilitation durchführten eine systematische Erfassung von Fußdeformitäten hinsichtlich Beschwerdesymptomatik Klinik vorausgegangener Therapie und aktuell erforderlicher Therapie vorzunehmen. Die Untersuchung erfolgte anhand eines standardisierten Frage- und Untersuchungsbogens. Ergebnisse Bei einem Verhältnis Männer : Frauen von 3:2 (Durchschnittsalter 47 Jahre) lagen folgende "Hauptdiagnosen" vor: in 17% ein chronisches HWS-Syndrom in 23% ein chronisches HWS- und LWS-Syndrom in 43% eine chronische Lumbalgie und in 17% ein lumbaler Bandscheibenvorfall. Bei 40% der Patienten bestanden anamnestisch Fußbeschwerden. Bei 37% der Patienten war deshalb in der Vergangenheit eine Einlagenversorgung erfolgt in 3% eine Operation. Eine krankengymnastische Behandlung war bei keinem der Patienten durchgeführt worden. Bei der klinischen Untersuchung fand sich bei 63% der Patienten ein pathologisches Gangbild in jeweils 73% waren das Quergewölbe bzw. das Längsgewölbe im Stand abgeflacht. Einen pathologischen Rückfußvalgus wiesen 37% auf. Begleitende Zehendeformitäten (Hallux valgus Hallux rigidus Krallen- und Hammerzehen) fanden sich in 53%. Weitere pathologische Untersuchungsbefunde: Druckschmerz über dem Großzehengrundgelenk 27% Vorfußkompressionsschmerz 37% Druckschmerz der MFK-Köpfchen 27% Druckschmerz unter dem Sustentaculum tali 10% und Druckschmerz am Ansatz der Plantaraponeurose 10%. Lediglich 7% der Patienten wiesen nach diesen Ergebnissen einen sog. Normalbefund des Fußes auf in weiteren 13% lagen nur geringgradige Fußdeformitäten vor. Bei den übrigen Patienten bestanden zum Teil ausgeprägte Veränderungen der Füße: Senk-Spreizfuß 40% Spreiz-Senk-Knickfuß 23% Spreizfuß 13% Knick-Plattfuß 3%. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse war bei 76% der Patienten eine orthopädietechnische Versorgung indiziert. Bei den Einlagen dominierten als Elemente der Metatarsalbuckel (48%) und die Sustentaculum tali-Abstützung (28%). In jeweils 4% kamen eine Absatzerhöhung und Innenranderhöhung in 8% Pufferabsätze zum Einsatz. Schlußfolgerung Die durchgeführte Untersuchung zeigte daß selbst ausgeprägte Fußdeformitäten mit konsekutiven statischen und dynamischen Auswirkungen keine Seltenheit darstellen sie aber trotz bestehender Beschwerdesymptomatik und Therapiebedürftigkeit weder in die Diagnosenschlüssel aufgenommen noch entsprechend behandelt werden. Da aber Fußdeformitäten aufgrund der Komplexität und der vielfältigen Aufgaben des menschlichen Fußes zu signifikanten Leistungsbeeinträchtigungen führen können sollte ihrer Erkennung und Behandlung gerade im Rahmen der orthopädischen Rehabilitation mehr Bedeutung zugemessen werden. ___MH
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