Hocheffektive Dreifachkombination ohne Protease-Inhibitor Neuer RT-Hemmer revolutioniert die HIV-Therapie. |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 49 S. 86-88. 1998;
Abstract: Kongreßbericht von der 12. World AIDS Conference Genf 28.6. bis 3.7.1998 (mit Unterstützung der Glaxo Wellcome GmbH t Co Hamburg) Mit einem Hemmstoff der Reversen Transkriptase dem AZT begann vor 11 Jahren die HIV-Therapie. Mit einer Kombinationstablette zweier solcher Hemmstoffe AZT plus 3TC wurde die Therapie für viele Patienten erheblich einfacher. Nun revolutioniert ein weiterer Reverse-Transkriptase-Hemmer die HIV-Therapie erneut: Abacavir die bisher potenteste Substanz dieser Klasse bietet die Chance auf eine schlagkräftige Dreifachkombination ohne Protease-Inhibitor die mit nur vier Tabletten pro Tag bequem und nebenwirkungsarm zu bewerkstelligen ist. Die antiretrovirale Therapie hat im vergangenen Jahrzehnt eine stürmische Entwicklung genommen. Nachdem über viele Jahre nur ein Wirkstoff verfügbar war gibt es heute bereits zwölf antiretrovirale Medikamente aus drei verschiedenen Klassen: Das Armentarium ? Hemmstoffe der Reversen Transkriptase. Sie blockieren ein Enzym des HI-Virus das gebraucht wird um die virale RNA in DNA zu übersetzen. Dies verhindert die Übersetzung der genetischen Information des Erregers und stoppt damit weitere Infektionszyklen. Man unterscheidet zwei Klassen: Zum einen die nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren(NRTI). Dazu zählen AZT ddC ddl d4T 3TC sowie das neue Abacavir Zum anderen die nicht-nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) wie Nevirapin Delavirdin und Efavirenz. ? Hemmstoffe der viralen Protease die sog. Protease-Inhibitoren (PI). Da sie an einem anderen Angriffspunkt ansetzen und zudem hochpotent sind haben diese - in Kombination mit zwei NRTI gegeben - in den vergangenen drei Jahren die Erfolgsaussichten einer antiretroviralen Therapie maßgeblich verbessert. Bei den meisten nicht vorbehandelten HIV-Patienten läßt sich die Virusmenge im Plasma durch solch eine Dreierkombination unter die Nachweisgrenzen gängiger Tests (400 oder auch 50 Kopien/ml) senken. Die Probleme mit dem Standard Eine vollständige Viruselimination aus allen Körperkompartimenten scheint nach gegenwärtigem Kenntnisstand jedoch mit solch einer Therapie nicht möglich. Probleme bereiten zudem Resistenzen die sich bei manchen Substanzen relativ schnell entwickeln können vor allem dann wenn der Patient die Compliance schleifen läßt. Kreuzresistenzen sorgen dann dafür daß auch andere Wirkstoffe der gleichen Klasse an Wirksamkeit verlieren. Zudem können die Einnahme-Modalitäten sehr kompliziert sein. Bei manchen Kombinationen müssen bis zu 20 Tabletten täglich eingenommen werden oft nach einem penibel einzuhaltenden Plan. Wer sich nicht daran hält riskiert eine Resistenzentwicklung. Schließlich limitieren Nebenwirkungen die Therapie insbesondere Durchfälle Übelkeit Neuropathie oder das Lipodystrophie-Syndrom unter den Protease-Inhibitoren. Darüber hinaus müssen die erheblichen Wechselwirkungen der PI untereinander und auch mit anderen Medikamenten beachtet werden. ... ___MH
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