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December 2024

Spätsommer ist Pilzsaison Vorsicht vor Knollenblätterpilz und Co.!

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 38 S. 20-21. 1998;

Abstract: Jetzt schwärmen sie wieder aus in Wald und Heide die Pilzsammler. Aus ärztlicher Sicht ein Signal zu erhöhter Wachsamkeit denn nicht alles was da im Korb nach Hause getragen wird ist auch genießbar. Jahr für Jahr registrieren deutsche Giftnotrufzentralen mehrere hundert Anfragen zu Pilzvergiftungen von denen einige nach wie vor tödlich enden. MMW hat Experten in Informationszentren für Vergiftungsnotfälle befragt. Obwohl es in unseren Breiten V eine ganze Reihe von Giftpilzen gibt die heftige Vergiftungsreaktionen auslösen sind lebensgefährliche Verläufe fast immer dem Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) zuzuschreiben. Der olivgrüne Wald- und Wiesenpilz der seinen Namen der Tatsache verdankt daß sein Stiel aus einer Knolle entspringt wird leicht mit dem gewöhnlichen Wiesenchampignon verwechselt. Im Gegensatz zu anderen Giftpilzen fällt er nicht einmal im Geschmack auf der als "angenehm nußartig" beschrieben wird. Gefahr für Rußlanddeutsche. Zur Häufigkeit von Knollenblätterpilzvergiftungen in Deutschland gibt es keine klaren Angaben doch dürfte ihre Zahl höchstens zweistellig sein schätzte Dr. Martin Ebbeke Giftinformationszentrum Nord Göttingen im Gespräch m der MMW. Unter rund 300 Anfragen zu Pilzintoxikationen die das Zentrum 1997 erreichten betrafen 6 schwere Knollenblätterpilzvergiftungen. "Allerdings gibt es sicher einige die an uns vorbeigehen" so der Experte. Beim Giftnotruf München zählt man für den süddeutschen Raum gewöhnlich 10 bis 20 pro Jahr mit einer Letalität von etwa 10%. Im vergangenen Jahr gab es jedoch keinen tödlichen Fall berichtete Dr. Gabriela Gerber der MMW. Überproportional häufig sind Rußlanddeutsche von den Knollenblätterpilzvergiftungen betroffen, da es in der ehemaligen Sowjetunion einen eßbaren Pilz gibt, der dem Knollenblätterpilz offenbar stark ähnelt betonte Ebbeke. In Aussiedler-Wohnheimen seien daher bereits Flugblätter verteilt worden die vor dem Pilzesammeln in Deutschland und speziell vor dem Knollenblätterpilz warnen. Vergiftung mit Verzögerung. Verantwortlich für die toxische Wirkung dieses Pilzes auf den Menschen sind die sogenannten Amanitine. Die letale Dosis beträgt beim Erwachsenen 0 1 mg pro kg Körpergewicht. Da ein mittelgroßer Knollenblätterpilz etwa 10 mg davon enthält kann der Verzehr eines einzigen Pilzes tödlich sein. Nicht einmal probieren darf man ihn: Zur Vergiftung reicht bereits die Geschmacksprobe warnt die Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn. Amanitine sind starke Lebergifte. Sie binden an die RNA-Polymerase der Leberzelle und hemmen deren Proteinsynthese. Dies führt sobald noch vorhandene Synthesebausteine aufgebraucht sind zum Zelltod. ___MH


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