Verblüffender Schutz vor chronisch entzündlicher Darmerkrankung Profitieren Colitis-ulcerosa-Patienten von Nikotin? |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 26 S. 14. 1998;
Abstract: Presseworkshop "Unkonventionelle Arzneimittelmethoden" - u.a. Homöopathie und Naturheilverfahren. Frankfurt 11.3.1998 (Veranstalter: Gastro Liga Gießen). Während ein Morbus Crohn bei Rauchern gehäuft vorkommt scheint in Sachen Colitis ulcerosa das Gegenteil der Fall zu sein. Mit der Frage ob es möglich ist mögliche protektiven Mechanismen von Nikotin zu nutzen ohne gleichzeitig die Risiken des Zigarettenrauchens in Kauf nehmen zu müssen beschäftigte sich T. Andus Regensburg auf einem Presseworkshop. Bei Rauchern ist zwar das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen oder eines Bronchialkarzinoms deutlich erhöht. Zumindest einen gesundheitlichen Vorteil kann offenbar aber auch diese Risikogruppe für sich reklamieren: So scheinen Raucher seltener an einer Colitis ulcerosa zu erkranken. Zudem ließ sich zeigen daß an Colitis ulcerosa erkrankte Patienten dann seltener mit akuten Krankheitsschüben in die Klinik eingewiesen werden wenn sie rauchen. Als möglicher Grund werden unter anderem antientzündliche Wirkungen von Nikotin diskutiert. Ob man diese nutzbar machen kann war die zentrale Frage einer doppelblinden randomisierten und plazebokontrollierten Studie deren Ergebnisse Andus beim Frankfurter Presseworkshop vorgestellt hat. Noch nicht voll überzeugend. Tatsächlich ließ sich bei den 72 Patienten eine höhere Remissionsrate unter Gabe eines Nikotinpflasters nachweisen. Dieser günstige Effekt wurde jedoch mit einer deutlich höheren Nebenwirkungsrate erkauft. Zudem kam eine in der Folge publizierte Untersuchung zu dem Ergebnis daß Nikotinpflaster die Wirksamkeit einer mit Prednisolon durchgeführten Standardtherapie nicht erreichen. Diese Ergebnisse müssen damit aber noch nicht zwangsläufig das Ende einer "Nikotintherapie" bei Colitis ulcerosa sein. Welche Applikationsform ist wirksam? So erscheint es nach Angaben des Regensburger Gastroenterologen möglich durch lokale Anwendung von Nikotin-Aufbereitungen wie Nikotin-Tartrat- bzw. Nikotin-Polycarbomer-Einläufen die für die Nebenwirkungen verantwortliche systemische Bioverfügbarkeit durch eine Umwandlung des Nikotins in der Leber deutlich zu reduzieren. Erste Beobachtungen bei 10 Patienten mit mäßig aktiver Colitis ulcerosa zeigten immerhin eine gute Wirksamkeit bei passabler Verträglichkeit. Ob eine derartige Therapieoption die Behandlung von Colitis-Patienten künftig wirklich verbessern kann muß indes den Ergebnissen kontrollierter Studien vorbehalten bleiben. (urm) ___MH
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