Therapie der Abhängigkeit Persönlichkeitsstörung des Alkoholikers mitbehandeln

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 24 S. 15-16. 1998;

Abstract: Fortbildungsveranstaltung "Therapiemöglichkeiten bei Alkoholabhängigkeit" München 4.3.1998 Drei Viertel von Deutschlands vier Millionen Alkoholikern bekommt einzig und allein der Hausarzt zu sehen. Eine Fortbildungsveranstaltung gab kürzlich praxisrelevante Hinweise für den Umgang mit solchen Problem-Patienten deren Trinksucht in aller Regel eine Persönlichkeitsstörung zugrunde liegt. Der Pro-Kopf-Verbrauch an reinem Alkohol in einer Bevölkerung korreliert sehr eng mit dem Anteil der Alkoholabhängigen erklärte M. Heidegger Annabrunn auf einer Fortbildungsveranstaltung in München. Deutschland hatte sich 1991 mit 12 2 Liter an die Spitze der europäischen Länder hochgetrunken. Seitdem ist der Alkoholverbrauch wieder rückläufig und lag 1995 bei 9 9 Liter. Deutschland war damit auf dem achten Platz in Europa "abgerutscht". Etwa 20% aller Alkoholabhängigen werden in allgemeinen Krankenhäusern behandelt 5% in speziellen Facheinrichtungen. Drei Viertel aller Betroffenen sind jedoch ausschließlich in hausärztlicher Obhut. Deshalb hat dieser die größten Chancen Alkoholabhängige zu erkennen und einer entsprechenden Therapie zuzuführen. Gefährdete Persönlichkeiten. Eine isolierte Alkoholabhängigkeit ohne zugrundeliegende psychische Störung gibt es laut Heidegger nicht. Als wichtigste Bedingung für die Alkoholabhängigkeit nannte er Persönlichkeitsstörungen vor allem die abhängige die narzistische und die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Menschen mit abhängiger Persönlichkeitsstörung sind auf Versorgung aus haben Angst verlassen zu werden und zeigen wenig soziale Kompetenz. Typisch: der 40jährige der noch bei seiner Mutter lebt. Diesem Typ gehören nach Heideggers Erfahrung 50% aller Alkoholabhängigen an. Der Alkohol hat bei ihnen versorgende Funktion. Ein Mensch mit einer narzistischen Persönlichkeitsstörung stellt viele Ansprüche übertreibt seine eigenen Leistungen und stellt sich in den Mittelpunkt. Das Gefühl der eigenen Wichtigkeit welches er anderen vermittelt steht in Widerspruch zu einem im Inneren verwurzelten geringen Selbstwertempfinden. Diese Diskrepanz überbrückt der Betroffene mit Alkohol. Typische Vertreter dieser Spezies sind Patienten die auf einem Einzelzimmer bestehen und sofort den Chefarzt sprechen möchten sobald sie in die Klinik kommen sagte Heidegger. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Menschen wollen gleichzeitig Nähe und Abstand. Sie bewundern einen Mitmenschen und lehnen ihn gleichzeitig ab. Sie haben Angst allein zu sein halten jedoch die Nähe nicht aus. Häufig fallen sie auch durch autoaggressive Tendenzen und unangemessene Wutausbrüche auf. Typisch für alle Alkoholabhängigen ist daß der Alkoholmißbrauch unbewußt als Regulativ in mitmenschlichen Beziehungen eingesetzt wird. Ein Rückfall kann z.B. helfen eine Grenze zu ziehen d.h. die Nähe zu einem Menschen nicht zu groß werden zu lassen. ... ___MH

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