Fixierung auf klassische Symptome kann in die Irre führen Heimtückischer Keuchhusten |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 15 S. 17. 1998;
Abstract: Pressekonferenz "Infektionen im Kindesalter" Berlin 16.-17.1.7998 (Veranstalter: Grünenthal Aachen). Experten vermuten daß so mancher plötzliche Kindstod auf eine Pertussis-bedingte nächtliche Apnoe zurückzuführen ist. Neue Erkenntnisse über Symptomatik und Verlauf des Keuchhustens zwingen zum Umdenken in Diagnostik und Prophylaxe. Wenn von Renaissance der Infektionskrankheiten die Rede ist darf der Keuchhusten nicht vergessen werden. Da lediglich ein Teil der Pertussiserkrankungen typisch verläuft ermöglicht nur der Erregernachweis eine zuverlässige Diagnose betonte U. Heininger Erlangen. Der Abstrich mit einem Kalziumalginattupfer aus dem hinteren oberen Nasopharynx ist kein Hexenwerk und am besten in der Frühphase der Erkrankung. Sie beginnt mit Rhinorrhoe und meist ganz untypischem Husten der nicht an Pertussis denken läßt. "Gerade in dieser Phase ist aber die Erkrankung am ansteckendsten und deswegen verbreitet sie sich auch so stark" so Heininger. Auch ein serologischer Keuchhustennachweis ist möglich aber schwieriger. Für Pertussis Charakteristisches. Keuchhusten ist keine Toxinerkrankung wie immer wieder postuliert wird unterstrich Heininger. Wird als Erreger Bordetella parapertussis der kein Pertussistoxin bildet nachgewiesen ist das Krankheitsbild genau das gleiche. Wenn die Erkrankung ihr Vollbild erreicht kommt es wie die Auswertung von mehr als 2000 dokumentierten Fällen zeigte bei 90% der Patienten (nicht bei 100%) zu den klassischen stakkatoartigen Hustenanfällen. Es handelt sich also nicht um ein obligates Symptom. Das ebenfalls als pathognomisch geltende Erbrechen tritt nur bei etwa der Hälfte der Erkrankungen auf das typische "Juchzen" beim Einatmen in 4 von 5 Fällen. - Keuchhusten hält auch nicht unbedingt "mindestens vier Wochen und oftmals Monate" an. "Wir fanden bei etwa 80% der Patienten eine Hustendauer über drei Wochen" berichtete Heininger. Fast jeder fünfte mit gesichertem Keuchhusten war innerhalb von drei Wochen wieder gesund. Bedrohliche Komplikationen. Pertussis-Komplikationen sind am häufigsten bei Säuglingen (24%). Nach dem ersten Lebenshalbjahr geht diese Rate auf 5% zurück. Am häufigsten sind teils lebensbedrohliche Pneumonien. Vermutlich ist für so manchen "plötzlichen Kindstod" eine pertussisbedingte nächtliche Apnoe verantwortlich was die Bedeutung des frühzeitigen Erregernachweises unterstreicht. Keinesfalls sollte man sich auf die "charakteristische" Leukozytose verlassen. ... ___MH
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