Akute Intoxikation Notfälle bei Kindern Folge 1 |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 10 S. 42-44. 1998;
Abstract: Wer im Notdiensteinsatz ein Kind ärztlich zu versorgen hat muß nicht allein mit den anatomischen und physiologischen Besonderheiten eines unter Umständen sehr kleinen Patienten rechnen. Es gilt auch die mögliche Ursache von nicht selten dramatischen Symptomen rasch zu erkennen und dann konsequent die notwendigen Erstmaßnahmen durchzuführen. Einige solcher Situationen die vom Arzt ein Höchstmaß an sicherem Urteilsvermögen und gezieltem Handeln verlangen werden in dieser Seminarserie vorgestellt In der ersten Folge geht es um bisweilen lebensbedrohliche Unfälle deren Tragweite im Einzelfall schwer beurteilbarsein kann. Die Häufigkeit von Ingestionsunfällen und Vergiftungen im Kindesalter kann nur geschätzt werden. Man geht von 160 000-200 000 Ingestionsunfällen in Deutschland pro Jahr aus. Circa 90% aller Ingestionsunfälle betreffen Säuglinge und Kleinkinder zwischen dem 10. Lebensmonat und dem 4. Lebensjahr. Schwere Vergiftungen sind hierbei selten (<2000 pro Jahr) tödliche Vergiftungen eine Ausnahme (ca. 10 pro Jahr). Die Zahl eingenommener und potentiell gefährlicher Substanzen ist nahezu unüberschaubar was die klinische Einschätzung des konkreten Einzelfalles massiv erschwert. Welche Giftstoffe kommen in Frage? Ingestionsunfälle und Vergiftungen ereignen sich überwiegend in häuslicher Umgebung meist ermöglicht durch die Arglosigkeit der Erwachsenen im Umgang mit toxischen Substanzen. Am häufigsten ist die akzidentelle Intoxikation mit Arzneimitteln gefolgt von Tabak Haushalts- und Lösungsmitteln. Deutlich seltener sind Intoxikationen mit Pflanzenschutzmitteln oder Giftpflanzen. Besonders ab der beginnenden Pubertät muß auch mit Suizidversuchen gerechnet werden. Bei Gifteinnahme in suizidaler Absicht ist die Wahrscheinlichkeit schwerer Intoxikationserscheinungen deutlich höher als bei akzidentellen Ingestionen. Wann besteht Verdacht auf Intoxikation? Leider finden sich häufig keine eindeutigen die Diagnose nahelegenden Erstsymptome bei kindlichen Vergiftungsunfällen. Also immer an die Möglichkeit einer Vergiftung denken und die Situation solange ernst beurteilen bis das Gegenteil erwiesen ist. Bei jeder unklaren Bewußtlosigkeit muß das Vorliegen einer Intoxikation konsequent ausgeschlossen werden. Hinweise auf das Vorliegen einer Vergiftung können sein: - Giftspuren am Körper z.B. perioral und an den Händen - verdachtsmomente in der Umgebung des Kindes z.B. "plötzlich" leerer Aschenbecher - auffälliger Foetor ex ore des Kindes - akut einsetzende Erkrankungssymptome vor allem gastrointestinaler und/oder zentralnervöser Art Viele Gifte (z.B. Retardpräparate halogenierte Kohlenwasserstoffe Schwermetalle Paraquat Äthylenglykol Knollenblätterpilze Reizgase Methylalkohol etc.) entfalten erst nach einer gewissen Latenzzeit ihre organschädigende Wirkung. Deshalb ist oft bereits in der symptomfreien Periode über das Einleiten aktiver Maßnahmen zur Giftelimination zu entscheiden. ... ___MH
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