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November 2024

Polio-Impfung: Schlucken oder spritzen? Diskussion um die optimale Präventionsstrategie

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 3 S. 18. 1998;

Abstract: Symposium "Neue Impfstoffe gegen alte Krankheiten" Berlin 13.11.1997 (Veranstalter: SmithKline Beecham München). Erkrankungen an Kinderlähmung als Folge der aktiven Immunisierung mit dem Lebendimpfstoff haben die Frage aufgeworfen ob nicht die orale Polio-Vakzine (OPV) durch die inaktivierte (IPV) die parenteral zu applizieren ist ersetzt werden sollte. Vor- und Nachteile der beiden Impfstoffe wurden auf einem Symposium in Berlin diskutiert. Warum die gute alte Schluckimpfung aufgeben? Wesentlicher Grund für die Überlegungen zu einem Wechsel von der oralen Polio-Vakzine (OPV) einem Lebendimpfstoff zur inaktivierten (parenteralen) Vakzine (IPV) sind Erkrankungen an Poliomyelitis im Zusammenhang mit einer oralen Impfung (Vaccine Associated Paralytic Poliomyelitis = VAPP). Das VAPP-Risiko in Zahlen. Die VAPP ist selten aber schwerwiegend. Sie tritt beim Impfling selbst innerhalb von 30 Tagen nach der Immunisierung auf; Kontaktpersonen können auch nach 60 Tagen noch erkranken. G. Maass Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten in Münster nannte Zahlen: Zwischen 1964 und 1995 traten in Deutschland insgesamt 27 impfbedingte Polio-Erkrankungen bei Impflingen und 11 bei Kontaktpersonen auf; dies sind pro Jahr durchschnittlich ein bis zwei Fälle. Die letzte autochthone (durch ein Wildvirus hervorgerufene) Polio-Erkrankung wurde in Deutschland 1988 registriert. Was man gegen die IPV vorbringen kann. Nach Immunisierung mit dem (parenteralen) Tot-Impfstoff wurde bisher kein Fall von VAPP beobachtet. Die IPV hat jedoch zwei Nachteile: - Sie ist teurer in der Herstellung und da sie injiziert werden muß auch in der Anwendung. - Sie sorgt zwar für dieselbe humorale aber nicht dieselbe intestinale Immunität wie die OPV (d.h. der Individualschutz ist derselbe der Kollektivschutz jedoch geringer; s. Kasten). Lassen sich die Vorteile von OPV und IPV miteinander verbinden? Solange der Polio-Erreger noch in einer Bevölkerungsgruppe persistiert also das Risiko für eine Wildinfektion höher ist als für eine Impfinfektion ist es sinnvoller die Schluckimpfung beizubehalten. Auch Länder in denen die OPV durch IPV ersetzt wurde wie beispielsweise Norwegen oder Schweden setzen zur Infektionsabriegelung bei gehäuftem Auftreten der Krankheit wieder OPV ein berichtete Maass. Ist jedoch das Polio-Virus - wie in Deutschland - weitgehend ausgerottet wird also die Impfung zur häufigeren Ursache von Erkrankungen an Kinderlähmung sind Zweifel am Verhältnis von Nutzen und Risiko verständlich. Neben der ausschließlichen OPV- oder IPV-Anwendung steht auch die Möglichkeit der sequentiellen Impfung (erst IPV dann OPV) zur Diskussion. Dahinter steht folgende Überlegung: An einer impfbedingten Poliomyelitis erkranken vorwiegend Kinder unter einem Jahr bei denen ein Immundefekt unerkannt geblieben ist. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit daß Defizite der Immunabwehr rechtzeitig vor einer Auffrischung mit OPV diagnostiziert werden. Für eine Einführung der sequentiellen Polio-Immunisierung in Deutschland sieht Susanne Diedrich Robert-Koch-Institut Berlin allerdings nur geringe Chancen sagte sie im Gespräch mit MMW. - Die Umstellung auf eine reine IPV-Impfung setzt Durchimpfungsraten von über 80% voraus - ein Ziel das Maass nicht als utopisch betrachtet. (cza) ___MH


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