Schmerztherapie in der Praxis Verhaltenstherapie bei Kopfschmerz: Was kann sie leisten? Schmerztherapie Teil 2 |
Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 36/37 S. 43-46. 1998;
Abstract: Dipl.-Psych. Dr. U. Niederbergen Institut für Medizin. Psychologie Klinikum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Viele Patienten wünschen ihrem chronischen Kopfschmerzleiden durch günstige Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen aktiv entgegenzuwirken und vorzubeugen. Der folgende Beitrag erläutert bewährte verhaltenstherapeutische Verfahren und ihren differenzierten Einsatz. Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zur Behandlung der Migräne [2] sowie auch zur Behandlung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp [4] sehen in der nicht-medikamentösen Therapie den Einbezug verhaltenstherapeutischer Maßnahmen explizit vor. Bei chronischen Kopfschmerzformen insbesondere Migräne sowie Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind verhaltensmäßige und somit psychologische Faktoren für die Entstehung aber besonders auch die Aufrechterhaltung der Erkrankung von besonderer Bedeutung: Überhöhte Anforderungen an sich selbst ungünstige Streßverarbeitungsweisen Angst vor Versagen und auch Angst vor Schmerzen sind nur einige Beispiele die manche Patienten verzweifeln und ungünstige Verhaltensgewohnheiten entwickeln lassen die sich negativ auf die Schmerzsymptomatik auswirken können. Ziel der verhaltenstherapeutischen Intervention ist neben der aktiven Bewältigung des akuten Migräneanfalls bzw. der akuten Spannungskopf schmerzen vor allem auch die aktive Vorbeugung durch Verändern von Auslösebedingungen die zu einem Migräneanfall bzw. zur Auslösung und Aufrechterhaltung chronischer Kopfschmerzen führen können. Medikamentöse und verhaltenstherapeutische Maßnahmen schließen sich keineswegs gegenseitig aus sondern ergänzen sich. Allerdings ist bei Schmerzmittelabusus vor der erfolgreichen Anwendung jedweder rationalen therapeutischen Maßnahme eine Entzugsbehandlung erforderlich. In der Kopfschmerzbehandlung von Kindern sollte die Verhaltenstherapie stets im Vordergrund stehen. Was man mit dem Patienten klären muß. Jede Form erfolgreicher Behandlung setzt eine eingehende Beratung und Führung des Kopfschmerzpatienten voraus. Besonderen Wert legen wir hierbei auf die Vermittlung eines verhaltensmedizinisch-psycho-physiologischen Krankheitsmodells sowie einer Verhaltensanalyse mit Eruieren der Auslöser der Migräneattacken und der Kopfschmerzen evtl. belastender Lebensereignisse sowie Strategien der Bewältigung von Alltagsbelastungen und der Kopfschmerzen; in letzter Hinsicht ist ebenso eine genaue Analyse des Medikamentenverhaltens (Schmerzmittelabusus?) wichtig. Weiterhin müssen die Auswirkungen der Beschwerden auf z.B. Familie Beruf und Sozialkontakte bedacht werden. Obligatorisch ist das Führen eines Migräne-/Kopf Schmerz-Tagebuches sowie u.U. auch eines Aktivitätstagebuches das Hinweise auf Überforderungen geben kann. ... ___MH
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