Non-Compliance bei Jugendlichen mit chronischer Niereninsuffizienz - Verhaltensmedizinische Motivationsstrategien |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 167-168 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Fachhochschule Lausitz FB Sozialwesen Cottbus Die Niereninsuffizienz im Kindes- und Jugendalter stellt eine zahlenmäßig bedeutsame chronische das gesamte weitere Leben begleitende Erkrankung dar (vgl. Muthny 1986). Sie führt - im Unterschied zu einer Niereninsuffizienz die im Erwachsenenalter beginnt - zu spezifischen Problemen beispielsweise können Kleinwüchsigkeit manifestieren eine verzögerte Pubertät resultieren oder es können Entwicklungsstörungen und soziale Eingliederungsprobleme entstehen. Verallgemeinerte Erfahrungen bzgl. der Rehabilitation dieser Gruppe sind erst ansatzweise vorhanden (vgl. Michels 1996). Aufgrund der deutlich unterschiedlichen Anforderungen in den Behandlungsstadien "Konservative Behandlung" Dialyse und "Transplantations- bzw. Post-Transplantationsphase" wechseln die Belastungen im Verlaufe der Krankheitsdauer. Wohl am stärksten belastend für die Jugendlichen sind Hämo- bzw. Peritonealdialyse. Studienergebnisse zeigen für die nierentransplantierten Jugendlichen gegenüber denen in den Dialyseprogrammen geringere Belastungen und Anforderungen sowie verbesserte emotionale Befindlichkeiten so daß die Transplantation an sich das entscheidende Glied in der Rehabilitationskette darstellt (vgl. Michels 1996). In jedem Stadium dieser chronischen Erkrankung wird von den Patienten/Rehabilitanden verlangt daß sie sich an einem strengen medizinischen Behandlungsplan orientieren und ihn konsequent einhalten (vgl. Epstein u. a. 1982). Non-Compliance kann gravierende Folgen haben. Unabhängig vom Behandlungsstadium wird die frühe Adoleszenz oder die Pubertät von pädiatrischen Nephrologen oft als eine kritische Phase in der Rehabilitation angesehen: Jugendliche die schon in ihrer Kindheit das Terminalstadium erreicht haben haben während ihrer Behandlung viele Kontrollen erfahren z.B. achten die Eltern auf das Essen aufs Trinken auf die Art körperlicher und sportlicher Betätigung auf Hygiene etc. Schwierig ist es zwischen dieser "überprotektiven" Haltung und der des Loslassenkönnens die richtige Balance zu finden bzw. rechtzeitig und sukzessive dem Jugendlichen mehr Eigenverantwortung in der Bewältigung seiner Krankheit beizumessen (vgl. Hurrelmann 1989). Verhaltensmedizinische Motivationsstrategien Vor diesem Hintergrund müssen Non-Compliance und Motivationsprobleme der Jugendlichen mit chronischer Niereninsuffizienz betrachtet werden. Die Planung verhaltensmedizinischer Interventionsstrategien sollte an der Langzeit-Compliance orientiert sein. Strategien welche auf eine schnelle Anpassung an das Behandlungsregimen abzielen sind meist unzulänglich. Der Selbstmanagement-Ansatz (vgl. Kaufer u. a. 1996) von Kanfer Reinecker und Schmelzer ermöglicht diese langfristigen Ziele zu verwirklichen. Eine Anleitung zur eigenständigen Verbesserung der Lebensqualität ist m.E. entscheidend: D. h. beispielsweise dem Patienten helfen sich selbst Belohnungen zu verschaffen mit ihm positiv besetzte Aktivitäten zu erarbeiten. Eine Steigerung der subjektiven Befindlichkeit die der betroffene Jugendliche selbst hervorrufen kann wird auf lange Sicht die Krankheitbewältigung erleichtern helfen und zu mehr Compliance führen. Ein Fallbeispiel mag das besonders illustrieren: Ein 15jähriger Junge hämodialysepflichtig zeigte extreme Tringmengenüberschreitungen zwischen den Dialyseterminen. Gespräche oder eine familientherapeutische Intervention führten nicht zur gewünschten Compliance. Erst verhaltensmedizinische Interventionen erbrachten eine Veränderung: Er lernte andere Möglichkeiten zur Selbstbelohnung kennen. Gemeinsam wurden hochwertige Aktivitäten erarbeitet die es ihm ermöglichten seine Freizeit interessanter zu gestalten. Außerdem bewirkte ein Kontakttraining daß er zu Gleichaltrigen Anschluß fand. Die Compliance verbesserte sich. ___MH
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