Ein differenziertes und integriertes Behandlungsmodell für sozialmedizinische Problempatienten in der psychosomatischen Rehabilitationsklinik |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 467-468 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12. März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Psychosomatische Fachklinik St. Franziska Stift Bad Kreuznach Patienten mit sozialmedizinischen Problemen stellen die psychosomatische Rehabilitation vor besondere Schwierigkeiten. Zu dieser Gruppe zählen Patienten mit Zeitberentung Rentenbegehren oder schon gestelltem Rentenantrag längerer Arbeitsunfähigkeit längerer Arbeitslosigkeit oder höherem Grad der Behinderung. Psychische somatische und soziale Faktoren in unterschiedlicher Ausprägung und wechselnder Interaktion sind in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Problematik wirksam. Das allgemeine psychosomatisch- psychotherapeutische Setting der Rehabilitationsklinik ist diesen Patienten nicht angemessen: Der Behandlungsprozeß ist schwierig der Rehabilitationserfolg in der Regel gering die Beeinträchtigung der Arbeit mit den übrigen psychosomatischen Patienten beträchtlich. Es stellt sich daher die Aufgabe für die psychosomatische Rehabilitation eine Differenzierung des Behandlungsgebots und ein spezielles Setting für diese Patienten zu schaffen. Da die Gruppe der sozialmedizinischen Problempatienten in der Entstehung und Dynamik der Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit in den Ursachen der Problematik und in der Einbettung in ein psychosomatisches Krankheitsgeschehen recht heterogen ist muß dieses spezielle Setting in sich Differenzierungen enthalten und eingangs eine spezifische Diagnostik und Indikation vorsehen. Gleichzeitig sollte das besondere Behandlungsarrangement für diese Patienten in die allgemeine psychosomatisch-psychotherapeutische Behandlung eingebunden sein um die ohnehin drohende soziale Ausgrenzung nicht auch in der Klinik festzuschreiben. Ein speziell entwickeltes differenziertes und integriertes Behandlungsmodell trägt diesen Bedingungen Rechnung. Die Zuweisung zu dem spezifischen Behandlungssetting setzt eine vorgängige Identifizierung sozialmedizinischer Problempatienten voraus. Dies geschieht unmittelbar zu Beginn der Rehabilitationsmaßnahme auf der Aufnahmestation durch einen eigens entwickelten Selbstbeurteilungsbogen der objektive sozialmedizinisch relevante Faktoren mit einer spezifischen Gewichtung und die subjektiven Bewertungen des Patienten sowie allgemeine Einstellungen zu Gesundheit und Arbeit erfaßt. Die so als sozialmedizinisch problematisch identifizierten Patienten werden in einer erweiterten Diagnostik zu einem psychotherapeutischen Erstgespräch vom Bezugstherapeuten und zu einem Sozialinterview von der Sozialarbeiterin gesehen. Auf der Grundlage dieser Befunde wird in einer sozialmedizinischen Aufnahmekonferenz in der ein erneutes Gespräch mit dem Patienten im Team zur Besprechung der Rehabilitationsziele und Behandlungserwartungen stattfindet eine Zuordnung zu einen spezifischen Setting getroffen: ein sozialtherapeutisch ergänztes Psychotherapie-Setting ein Sozialtherapie-Setting oder ein sozialmedizinisches Begutachtungs-Setting. Die Indikation orientiert sich an den spezifischen sozialen Voraussetzungen und dem Bezug zur psychosomatischen Erkrankung der besonderen Motivation und den jeweiligen subjektiven und objektiven therapeutisch-rehabilitativen Zielen. ___MH
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