Interdisziplinärer Teamansatz in der Rehabilitation beinamputierter Patienten |
Journal/Book: DRV-Schriften Band 11/98 Seite 49-51 Interdisziplinarität und Vernetzung 7. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 10. bis 12 März 1997 in Hamburg Tagungsband. 1998;
Abstract: Klinik Münsterland der LVA Westfalen Bad Rothenfelde Die Anzahl an Amputationen nimmt ständig zu. Dies ist hauptsächlich bedingt durch Stoffwechselerkrankungen speziell durch die arterielle Verschlußkrankheit und die Folgen des Diabetes mellitus. Es handelt sich in aller Regel um multimorbide schwer beeinträchtigte Patienten die höchste Anforderungen an die Rehabilitation stellen. Arbeit im Team ist für eine erfolgreiche Rehabilitation unumgänglich. Hierzu zählt eine enge interdisziplinäre Kooperation zwischen Operateur und Rehabilitationsmediziner. Bereits beim operativen Eingriff werden die Weichen für den Erfolg der Rehabilitation gestellt. Der Operateur muß über die Anforderungen der Orthopädietechnik an Stumpfbelastbarkeit und Stumpfverhältnisse Bescheid wissen. Gerade im Hinblick auf die Multimorbidität des Patienten ist hier höchste Primärqualität zu fordern. Hierzu gehören korrekte knöcherne Stumpfkantenabrundungen Kürzen aller im Stumpfspitzenbereich bzw. im Prothesenbelastungsbereich gelegenen Nervenendungen gute Weichteildeckung des Stumpfendes und myoplastische Funktionsfähigkeit. Nach erfolgter Wundheilung sollte eine möglichst frühzeitige Verlegung in die Rehabilitationsklinik erfolgen. Erstes Ziel der dortigen Behandlung ist primär die Stumpfabschwellung und Volumenreduktion durch antiödematös wirkende Wickelungen Airsplintversorgungen oder teilweise auch Frühversorgungen mit Interimsprothesen. Hierunter kann bereits parallel die Mobilisation des Patienten und Kräftigungsübungen speziell für die oberen Extremitäten begonnen werden. Bleiben die Stumpfvolumina gleich (Kontrollmessungen!) so kann die definitive Prothesenversorgung erfolgen. Kriterien bei der Erstversorgung sind hierbei Sicherheit für den Patienten geringes Gewicht und gute Kosmetik. Nichtsdestotrotz können auch modernere aktivere Knie- oder Fußpaßteile Verwendung finden wenn dies der Individualfall erlaubt. Versorgungen mit Unterschenkelprothesen mit Oberschaft sollten der Vergangenheit angehören; gerade bei gefäßoperierten älteren Patienten ist auch die querovale Schafttechnik am Oberschenkel teilweise problematisch. In der krankengymnastischen Gangschulung erlernt der Patient zunächst das Stehen mit Prothese die Belastung in der Prothese unter möglichst hohem Endkontakt des Stumpfendes bei immer vorhandenem Vollkontakt zur Prothese. Es schließen sich Übungen am Barren sowie Koordinations- und Gleichgewichtsübungen an gefolgt von freiem Gehen Gehen auf der Treppe sowie Terraintraining. Für die Schulung der Standfestigkeit und des Gleichgewichtes hat sich auch das Laufen auf schrägen Ebenen sowie Übungen auf dem Trampolin bestens bewährt. Unterstützt wird dieses Training durch ergotherapeutische Übung der Alltagsaktivitäten und eine Alltagshilfenberatung. Bewährt hat sich bei uns zudem die psychologische Betreuung bei der die Verlustsituation aufgearbeitet wird und der Patient im "Amputierten-Club" mit gleichbetroffenen Patienten über seine Probleme reden kann. Auch bei älteren Patienten findet der Amputierte im Rollstuhl- und Amputiertensport neue Anerkennung und neues Vertrauen in seine eigenen Möglichkeiten. Letztendlich rundet die Beratung des Sozialdienstes über entsprechende unterstützende Maßnahmen das Gesamtangebot ab. Zweimal wöchentlich erfolgt eine Besprechung des Therapiefortschrittes in einer interdisziplinären Teamsprechstunde mit dem Patienten. ... ___MH
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