Adipositas und Arthrose: - jedes Kilo zählt. (Referat der Arbeit von Cicuttini F. M. J. R. Baker T. D. Spector) |
Journal/Book: Phys. Rehab. Kur Med. 7 (1997) 5 S.M51-M52. 1997;
Abstract: K.-L. Resch FBK Bad Elster Referat der Arbeit von Cicuttini F. M. J. R. Baker T. D. Spector: The Association of Obesity with Osteoarthritis of the Hand and Knee in Women: a Twin Study. J. Rheumatol. 23 (1996) 1221 -1226. Hintergrund und Studienziel: Die Arthrose ist die häufigste Einzelursache für eine körperliche Behinderung und eine der wichtigsten Indikationen für Hüftgelenk- und Knieendoprothesen. Besondere Bedeutung wird in diesem Zusammenhang dem Übergewicht zugeschrieben vor allem bei Frauen möglicherweise der wichtigste Risikofaktor der präventiv angegangen werden könnte. Die vorliegende Studie sollte das Ausmaß des Zusammenhangs zwischen Arthrose und Adipositas gegenüber genetischen Faktoren an verschiedenen Lokalisationen und die Bedeutung verläßlich quantifizieren. Studiendesign: Vergleichende Untersuchungen von Zwillingen (co-twin control method). Probanden: 158 eineiige und 171 zweieiige weibliche Zwillingspaare im Alter zwischen 48 und 70 Jahren rekrutiert über ein Londoner Zwillingsregister eine führende Tageszeitung einen lokalen und einen nationalen Radiosender sowie eine nationale Nachrichtensendung. Paare bei denen jeweils bei einem Zwilling eine Arthrose radiologisch diagnostiziert wurde beim anderen nicht wurden in die Analyse einbezogen. Zentrale Zielparameter: Mittlere Gewichtsdifferenzen der Zwillingspaare die für folgende Arthrosemerkmale diskordant waren: tibiofemorale patellofemorale bzw. karpometakarpale Osteophyten. Wichtigste Ergebnisse: Mittlere Gewichtsdifferenzen (± 95% CI) waren für tibiofemorale Osteophyten 3 75 (1 29-6 21 ) kg für patellofemorale Osteophyten 3 05 (0 96-5 15) kg und für karpometakarpale Osteophyten 3 06 (0 83-5 28) kg. Keine signifikanten Gewichtsunterschiede fanden sich demgegenüber für Paare die bezüglich der Osteophyten an den proximalen bzw. distalen Interphalangealgelenken diskordant waren. Das gleiche gilt für den Parameter Gelenkspaltverschmälerung mit Ausnahme des patellofemoralen Gelenkes (4 73 1 61-7 84 kg). Für jedes kg Gewichtszunahme errechnete sich eine Zunahme der Wahrscheinlichkeit daß der schwerere Zwilling eine Arthrose entwickelte der leichtere nicht von 14% (Cl 1-28 %) für tibiofemorale Osteophyten 32% (9-59%) für patellofemorale Osteophyten sowie 15% (1-30%) für die patellofemorale Gelenkspaltverschmälerung und 9% (2-17%) für karpometakarpale Osteophyten. Schlußfolgerung: Die Adipositas ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrose der tibiofemoralen bzw. patellofemoralen Kniegelenkanteile sowie der karpometakarpalen Gelenke der Hand. Die Zunahme des Risikos beträgt dabei 9-14% pro zusätzlichem kg Körpergewicht. Dies unterstreicht nach Ansicht der Autoren die Wichtigkeit bereits einer geringfügigen Gewichtsreduktion für die Prophylaxe der Arthrose. Kommentar Die Adipositas ist ein wichtiges Thema mit gewaltiger sozioökonomischer Relevanz in Deutschland [1] wie in anderen westlichen Industrienationen [2] allerdings vorrangig unter internistischen Gesichtspunkten [1 2]. In jüngster Zeit richtet sich der Fokus verstärkt auch auf genetische Determinanten wie das im Fettgewebe produzierte Protein Leptin [3]. Vor diesem Hintergrund ist die vorliegende Studie unter mehreren Aspekten bemerkenswert. Die beobachteten Gewichtsunterschiede zwischen Zwillingen unterstreichen die These daß es zu einfach wäre die Adipositas ausschließlich als "Erbkrankheit" zu betrachten. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Adipositas in bezug auf degenerative Veränderungen des Bewegungsapparates die bildlichen "Abnützungserscheinungen" evident. Dieses gerade in der PMR so häufige Beschwerdebild wird offensichtlich in erheblichem Umfange durch das Körpergewicht beeinflußt. Wenngleich die meisten klinisch Tätigen wohl "gefühlsmäßig" schon so etwas geahnt haben mögen überrascht doch daß schon 15-20 zusätzliche Pfunde das Arthroserisiko verdoppeln. Daraus läßt sich zwanglos die Bedeutung der physikalischen Therapie neben der symptomorientierten Intervention wörtlich genommen als "kalorienzehrende Aktivität" ableiten. Allerdings fehlen bislang prospektive Untersuchungen die relevante primär-bzw. sekundärpräventive Wirkungen der physikalischen Therapie der Adipositas eindeutig belegen ... Literatur 1 Wechsler J. G.: Diätetische Therapie der Adipositas. Dt. Ärztebl. 94 (1997) A2250-2256 2 Björntorp P.: Obesity. Lancet 350 (1997) 423-426 3 Masuzaki H. Y. Ogawa N. Isse N. Satoh T. Okazaki M. Shigemoto K. Mori N. Tamura K. Hosoda Y. Yoshimasa et al.: Human obese gene expression. Adipocytespecific expression and regional differences in the adipose tissue. Diabetes 44 (1995) 855-858
Keyword(s): Adipositas Arthrose Hüftgelenk- u. Knieendoprothese
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