Die Bedeutung segmentaler lumbaler Instabilitäten in der Therapie des chronischen Rückenschmerzes - 102. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation vom 2.10. bis 4.10.1997 Leipzig |
Journal/Book: Phys. Rehab. Kur Med. 7 (1997) 4 S.191. 1997;
Abstract: W. Kühn Lahntalklinik Klinik für orthop. Rehabilitation Emser Str. 37 D-56377 Nassau Der chronische Rückenschmerz stellt medizinisch volkswirtschaftlich und sozial eines der größten Probleme der Neuzeit dar. Leider findet sich bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen sehr häufig eine unvollständige Diagnosenbeschreibung wie chronisch rezidivierendes Lumbalsyndrom oder Lumboischialgie. Neben muskulären und ligamentären Schmerzen sind insbesondere degenerative Veränderungen im Sinne von Chondrosen Osteochondrosen Spondylarthrosen (Facettenarthrosen) Uncovertebralarthrosen oder Spinalstenosen für den Komplex Rückenschmerz verantwortlich. Funktionelle Störungen im Sinne pathologischer segmentaler Hypermobilitäten bleiben als Ursache häufig unberücksichtigt da sie der klinischen und insbesondere aber auch der röntgenologischen Standarddiagnostik häufig entgehen. Darüber hinaus wird ferner bei klinischem oder röntgenologischem Verdacht auf eine segmentale Hypermobilität (z. B. bei Spondylolisthesen höhergradigen Osteochondrosen postoperativ nach Nukleotomie) auf eine weitere diagnostische Abklärung mittels Funktionsaufnahmen der LWS verzichtet so daß der Gleitvorgang nicht nachgewiesen wird. In den Jahren 1996 und 1997 haben wir bei insgesamt 83 Patienten das entspricht 6 9% unserer Gesamtpatienten Funktionsaufnahmen der Lendenwirbelsäule (Reklination/Inklination) im seitlichen Strahlengang angefertigt und ausgewertet. Für die lumbalen Segmente L2/3 L3/4 L4/5 und L5/S1 wurden die segmentale Translation nach der Methode von Dupuis und Morgan/King sowie Angulation nach der Methode von Dupuis in Reklination und Inklination bestimmt. Es zeigte sich daß 34 9% der Patienten bei denen Funktionsaufnahmen durchgeführt wurden pathologische Hypermobilitäten entsprechend der Definition von Dvorak und Angeln sowie von Boden und Weisel aufweisen. Die Hypermobilitäten betrafen in 24% der Fälle das Segment L4/5 und in 58 6% der Fälle das Segment L5/S1 wobei sich in diesen Segmenten insbesondere eine vermehrte Translation zeigte. Auffallend war daß bei keinem Patienten bei dem wir die Diagnose einer segmentalen lnstabilität stellten im prästationären Verlauf der Verdacht auf eine Instabilität geäußert wurde. Das therapeutische Konzept muß die segmentale Instabilität berücksichtigen und auf diese abgestimmt werden. Die Therapie muß eine monosegmentale krankengymnastische Stabilisierung und bei ausreichender monosegmentaler Stabilisierung eine polysegmentale Stabilisierung umfassen. Eine Translation von mehr als 4 mm kann nach unserer Erfahrung krankengymnastisch nicht oder nur schwer stabilisiert werden und bedarf einer zusätzlichen externen Stabilisierung. Die Therapie der segmentalen lumbalen Instabilitäten erfordert ein sehr differenziertes Therapiekonzept. Die Notwendigkeit der Erfassung und Diagnosesicherung segmentaler lumbaler Instabilitäten ist insbesondere auch vor dem Hintergrund der von Junghans und Stucks publizierten Arbeiten in denen sie eine segmentale Hypermobilität als entscheidenden pathogenetischen Faktor für die Entstehung des Diskusprolaps und lumboischialgiformer Beschwerdebilder ansehen zu berücksichtigen.
Keyword(s): segmentale lumbale Instabilität chronischer Rückenschmerz
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