Die soziale Situation Sehbehinderter in den neuen Bundesländern - ein Vergleich zum Stand vor 1990 |
Journal/Book: Rehabilitation 35 (1996) 161-169. 1996;
Abstract: Augenklinik des Klinikum Erfurt GmbH (Chefarzt: Prof. Dr. med. habil. W. Müller) und F. A. W.-Diesterweg-Schule - Förderschule für Sehbehinderte und Blinde Weimar Priv.-Doz. Dr. Hans-Rainer Walther Oberarzt der Augenklinik Klinikum Erfurt GmbH Erfurt Dipl.-Rehabilitationspädagoge Klaus Möller Schulleiter Staatliche Förderschule für Sehbehinderte und Blinde Weimar Zusammenfassung: Durch den Einigungsprozeß Deutschlands entstanden in den neuen Bundesländern teilweise gravierende soziale Umschichtungen. Um den Einfluß dieser Veränderungen auf den Stand der Rehabilitation Sehbehinderter abschätzen zu können wurde an 134 erwachsene Absolventen der Sehbehindertenschule des Landes Thüringen die bereits 1989 an einer Befragung teilgenommen hatten ein standardisierter Fragebogen zur sozialen Situation verschickt. 56 vollständig ausgefüllte Antwortbogen konnten ausgewertet und die Daten mit denen von 1989 verglichen werden. Während sich im Bereich der medizinischen Rehabilitation nur geringfügige Veränderungen zeigten kam es auf dem Gebiet der Finanz- und Sozialleistungen zu einer interessanten Entwicklung: Ingesamt wuchs zwar die Zahl der Anspruchsberechtigten von 41 1 % (1989) auf aktuell 62 5 % bei näherer Betrachtung ergab sich jedoch daß dieses in erster Linie durch Leistungen bedingt wird deren Ursache vorwiegend im sozialen Abstieg der untersuchten Behindertengruppe liegt (Arbeitslosengeld und -hilfe Wohngeld usw.). Dem entspricht daß der Anteil berufstätiger Sehgeschädigter von 98 2 % (1989) auf 60 7 % zurückging. Trotzdem scheinen alle befragten Sehbehinderten finanziell abgesichert (Anstieg der Nettogeldbezüge pro Monat und Haushalt bei 48 2 % der Befragten). Ebenso erfreulich ist die Entwicklung auf dem Wohnungssektor (78 6 % Wohnungsinhaber aktuell gegenüber 64 3 % 1989). Die allgemeine Öffnung des gesellschaftlichen Lebens in den neuen Bundesländern dokumentiert sich darin daß es 19 6 % der Sehgeschädigten gelungen ist einen Freundes- und Bekanntenkreis neu zu schaffen und Reisen mit 50 % den zweiten Platz unter allen angegebenen Hobbys einnimmt. Bei der Einschätzung der allgemeinen Lebenssituation durch die Sehbehinderten wird einerseits die allgemeine Verunsicherung durch die Veränderung des gesamten sozialen Umfeldes deutlich (Aussage: "Alles ist unsicher geworden" - 55 4 %) andererseits werden aber die besseren ökonomischen Rahmenbedingungen gewürdigt. Changes in the Social Situation of People with Low Vision in the New German Laender: In the wake of German unification great social change has taken place in some fields. To estimate the impact of these changes on the state of rehabilitation of people with low vision a standardized questionnaire about their social situation was sent to those 134 adult graduates of the School for People with Low Vision in Thuringia who had already been interviewed in 1989. 56 completed questionnaires could be evaluated and the data was compared with the data collected in 1989. While there was almost no change concerning medical rehabilitation an interesting development in the field of financial and social benefits has taken place: Even though the number of people who qualified for support had increased from 41.1 % (1989) to 62.5 % now a closer look showed that this had mainly been caused by financial benefits (such as unemployment pay housing subsidy etc.) linked to the social decline of the examined group of disabled people. Accordingly the number of employed people with low vision had decreased from 98.2 % in 1989 to 60.7 % today. Nevertheless all respondents seem to be secure financially (increase of the net income per month and household for 48.2 % of the respondents) and fortunately 78.6 % lived in their own flat (compared to only 64 3 % in 1989). The general liberalization of public life in the new German Laender is reflected by the fact that 19.6 % of the people with low vision felt able to make new friends and that traveling (with 50 %) ranked second among the hobbies mentioned. The views people with low vision hold relative to the general living conditions illustrate a general uncertainty in the wake of the changes in the entire social system (statement: "Everything has become insecure" - 55.4 %) but also reveals that better economic background conditions are appreciated. Key words: Low vision - Current state of rehabilitation in the new German Laender wt
Keyword(s): Sehbehinderung - aktueller Stand der Rehabilitation in den neuen Bundesländern
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