Empirische Ergebnisse zur Verarbeitung von Behinderung bei Jugendlichen mit Spina bifida und traumatischer Querschnittlähmung |
Journal/Book: Rehabilitation 35 (1995) 1 S.8-15. 1995;
Abstract: R. Voll* U. Mayer* B. Krumm** H.-J. Fichtner* * Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche Neckargemünd **Abteilung Biostatistik des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim Zusammenfassung Im Zeitraum von Juni 1991 bis Juni 1992 wurden 21 Rehabilitanden mit Spina bifida und 18 Rehabilitanden mit traumatischer Querschnittlähmung untersucht. Die Rehabilitanden waren Jugendliche oder junge Erwachsene im Alter von 16-25 Jahren. Als Untersuchungsinstrumente wurden der Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV 102) der Fragebogen zur Einschätzung des subjektiven gesundheitlichen Wohlbefindens nach Goldberg et al. und ein selbstkonstruierter Fragebogen über die Zufriedenheit mit der Rehabilitation angewandt. Mit allen Rehabilitanden erfolgten ärztliche Gespräche über den derzeitigen gesundheitlichen Zustand und über die jetzige Lebenssituation. Als Gradmesser der motorischen Behinderung wurde die Höhe der Lähmung gewählt. Die untersuchten Rehabilitanden mit Spina bifida und traumatischer Querschnittlähmung hatten ein deutlich schlechteres Arztvertrauen als Erwachsene. Aus subjektiver Sicht war das Arztvertrauen jedoch gut: die Compliancestrategien standen in der Rangskala der gewählten Copingstrategien in beiden Gruppen an der 1. bzw. 2. Stelle. Jugendliche mit Spina bifida benutzen deutlich weniger die Copingstrategie "kognitive Vermeidung und Dissimulation" als Rehabilitanden mit traumatischer Querschnittlähmung. Sie sind weniger geneigt auf ein Wunder zu hoffen und nehmen die Behinderung ernster als Jugendliche mit traumatischer Querschnittlähmung. Je höher die Querschnittlähmung desto eher wird die Copingstrategie "Gefühlskontrolle und sozialer Rückzug" angewandt. Regressive Tendenzen und depressive Bewältigungsstile waren bei beiden Gruppen gleich häufig. Bei der Untersuchung zur Zufriedenheit mit der Rehabilitation und mit sich selbst gaben beide Gruppen sehr große Zufriedenheit mit der erlangten Selbständigkeit im körperlichen Bereich und mit den Möglichkeiten eigenen selbständigen Handelns an. Am wenigsten Zufriedenheit wurde über den Umstand geäußert einen Großteil der Zeit an einem Rehabilitationszentrum verbringen zu müssen. Zuletzt hatten Rehabilitanden mit Spina bifida häufiger einen Realschulabschluß; möglicherweise werden die von Geburt an behinderten Kinder intensiver von ihrer Umwelt gefördert.
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