Situation der Heilbäder und Kurorte in den neuen Bundesländern |
Journal/Book: Heilbad & Kurort 47 (1995) 8 S.178-179. 1995;
Abstract: Dr med. Kurt Predel Präsident des Heilbäderverbandes der fünf neuen Bundesländer Bad Berka Im Rückblick vergangener Jahrzehnte werden immer wieder Höhen und Tiefen Notwendiges und Ersetzbares Entwicklung und Stagnation Wissenschaftliches und Unwissenschaftliches Beweisbares und Empirie im Kur- und Bäderwesen betrachtet. Einer stürmischen Progression in der Akutmedizin im letzten Jahrhundert stand eine vermeintliche Stagnation des Kurwesens im gleichen Zeitraum gegenüber Heftige Diskussionen besonders aktuell in der Seehoferschen neuen Gesetzesstruktur über den wissenschaftlichen Wert der Kurortmedizin lassen die Wogen in den entsprechenden Gremien immer wieder hochschlagen und führen häufig zu mancher Verunsicherung ganz besonders in den neuen Bundesländern. Pro und contra Kurortmedizin Brauchen wir am Ende des 20. Jahrhunderts noch eine Kurortmedizin läßt sie sich "rechnen" gibt es kostengünstigere Alternativen mit dem gleichen Therapieerfolg ist sie wissenschaftlich noch vertretbar sind therapeutische und langfristige Erfolge durch naturwissenschaftliche Kriterien beweis- und reproduzierbar wann wo und wie oft ist sie einsetzbar spielen nicht subjektive Empfindungen eine größere Rolle als objektive Meßwerte um den therapeutischen Erfolg zu beweisen? So prallen Pro und Contra in vielen Fachkreisen bei Politikern und in den Medien aufeinander. Im 15. Jahrhundert hatte man das Bad und seine Wirkung als heilig ehrwürdiges Geheimnis angesehen: "Est enim balneum sanktuarium quoddam magno honore dignum." Die Gegenwart kann sich mit dieser staunenden Verehrung nicht mehr begnügen. Sie will nicht nur dankbar therapeutische Erfolge registrieren und den in Jahrhunderten erworbenen Erfahrungsschatz durch sorgfältige Beobachtung des Kranken nutzen sie strebt nach einem naturwissenschaftlichen Verständnis des Heileffektes und einer Aufhellung des Kausalzusammenhanges zwischen dem Charakter der individuellen Gestalt der Kurortmedizin und ihrer Wirkung. Medizinische Umstellung nicht notwendig In einer Zeit in der im "Aufschwung Ost" die in 40 Jahren Mißwirtschaft der SED heruntergekommenen Kurorte und Kureinrichtungen der neuen Bundesländer Hoffnung und Stabilität erhalten sollen gab es in den letzten zwei bis drei Jahren doch immer wieder Rückschläge und Resignation beim Neuaufbau des Kur- und Bäderwesens in den fünf neuen Bundesländern. Während in den alten Bundesländern eine kontinuierliche Entwicklung mit der entsprechenden Infrastruktur bis zur höchsten Vollkommenheit erfolgte bestand auf diesem Gebiet bis 1989 eine völlige Stagnation in den Kurorten der ehemaligen DDR. In den vergangenen fünf Jahren mußten vielschichtige Probleme gelöst werden die dem Kurort der neuen Bundesländer mit seinem Heilsystem wieder seinen Charakter zurückgeben konnten. Im medizinischen Bereich war eine Umstellung nicht erforderlich die fachliche Kompetenz des medizinischen Heilpersonals insbesondere der Ärzte und der Physiotherapeuten war und ist stets "up to date" sie bildet weiterhin neben der ambulanten und stationären Behandlung die dritte Säule im Gesundheitswesen. Nachholbedarf im Bereich der Qualitätsstandards Der entscheidende Nachholbedarf lag und liegt im Bereich der Qualitätsstandards der Kurorte und Kureinrichtungen. Ähnlich wie im industriellen Bereich unterschätzte man nach der "Wende" die Situation in den Kurorten. Das finanzielle "Gießkannenprinzip" das man anfangs zur Unterstützung anwandte reichte bei weitem nicht aus um die Infrastruktur des Kurortes entscheidend zu verbessern. Erst nach einer entsprechenden Selektion der unterstützungswürdigen Kurorte durch die Landesregierungen wurde eine bessere Aufbausituation in Gang brachte. . . .
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