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November 2024

PROGNOS-Gutachten 1995 (II)

Journal/Book: DRV-Schriften Band 4 1995. 1995;

Abstract: Das Wichtigste in Kürze (Fortsetzung) Vor dem Hintergrund der spezifischen globalen politischen und demographischen Entwicklungen nimmt die Wirtschaft in der Bundesrepublik in beiden Szenarien unterschiedliche Verläufe (o. Tabelle I-1). Gemeinsam ist beiden Varianten die Annahme einer weitgehenden Annäherung zwischen alten und neuen Bundesländern. In allen wichtigen Bereichen weisen die Pro-Kopf-Werte etwa ab 2010 bis 2015 nur noch minimale Unterschiede auf. Das gilt insbesondere für so zentrale wirtschaftliche Kenngrößen wie die Produktivität das Einkommen oder den Privaten Verbrauch aber auch für die Rentenhöhen in Ost und West. In der optimistischen Variante liegt das Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandsprodukt über den gesamten Zeitraum im Jahresdurchschnitt bei 2 1 % in der pessimistischen Variante bei 1 2 %. Je Einwohner gerechnet fallen die Unterschiede bei Wachstumsraten von 2 2 % und 1 6 % kleiner aus. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt bleibt problematisch eine merkliche Entspannung gibt es in beiden Szenarien zunächst nicht. Erst um 2010 fällt die Arbeitslosenquote unter 6 %. Das Volkseinkommen also der Teil des Sozialprodukts der nicht für den Erhalt des gesamtwirtschaftlichen Produktionsapparates benötigt wird und damit letztlich für die Verteilung zur Verfügung steht steigt in beiden Varianten etwas langsamer als das Bruttosozialprodukt. In erster Linie ist dies auf eine wachsende Bedeutung der Abschreibungen zurückzuführen eine Konsequenz der zunehmend kapitalintensiveren Produktion. Die Verteilungsrelationen entwickeln sich in beiden Varianten unterschiedlich. Sieht man von den im Basisjahr noch bestehenden verzerrten Relationen in Ostdeutschland ab so nimmt der Anteil des Faktors Arbeit am Volkseinkommen (Lohnquote) in der oberen Variante nur leicht zu die Tarifpolitik berücksichtigt weitgehend die steigenden Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung bei den Lohnabschlüssen. In der unteren Variante ist dies nicht der Fall die Lohnquote steigt hier merklich an. Der Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge erhöht nicht nur die Arbeitskosten für die Unternehmen er vermindert zugleich den Teil der den Arbeitnehmern von ihren Bruttolöhnen und -gehältern verbleibt (Nettoquote). Die Nettoquote sinkt aufgrund der steigenden Sozialabgaben aber auch wegen steigender Lohn- und Einkommensteuerbelastung von 67 2 % im Jahr 1992 auf nur noch 58 % (obere Variante) bzw. 54 5 % (untere Variante) im Jahr 2040. Im Gegenzug nimmt die Bedeutung der Transferleistungen insbesondere der Altersruhegeldbezüge für die Privaten Haushalte zu. Die Konsequenz dieser Veränderungen: Der Anteil der den Erwerbstätigen von ihren am Markt erzielten Einkommen verbleibt schrumpft zunehmend ein steigender Teil des Volkseinkommens wird durch den Staat umverteilt. Trotz der zunehmenden Arbeitseinkommensbelastung erhöht sich die reale Nettolohn- und -gehaltsumme je Arbeitnehmer in beiden Varianten. In der oberen Variante verdoppelt sie sich bis zum Jahr 2040 in der unteren Variante steigt sie um rund drei Viertel. Diese Zunahme ist letztlich eine Folge der über den gesamten Betrachtungszeitraum steigenden (Arbeits-) Produktivität. Einen Eindruck davon wie der Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge den Rückgang der Nettoquote mitbestimmt erhält man wenn man die Beitragssätze in den einzelnen Zweigen der Sozialversicherung und in der Summe (Gesamtsozialversicherungsbeitragssatz) betrachtet (vgl. Tabelle I-2) (o. Tab.). In der oberen Variante steigt die Summe der Beitragssätze unter Einbeziehung der Arbeitgeberbeiträge von 1992 an gerechnet um 11 9 %-Punkte in der unteren Variante um 16 0 %-Punkte. Von 1995 aus gesehen fällt der Anstieg um jeweils 2 5 %-Punkte niedriger aus. Die einzelnen Zweige der Sozialversicherung tragen in unterschiedlichem Maße zum Anstieg bei: Einzig in der Arbeitslosenversicherung ist auf lange Sicht mit einer Entlastung zu rechnen. In der 1995 eingeführten Pflegeversicherung steigen die Beitragssätze unter den gesetzten Bedingungen nur mäßig an. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung nehmen sie um rd. 3 %-Punkte zu. Zum überwiegenden Anteil ist der Anstieg bei den Sozialbeiträgen auf die Beitragssatzerhöhungen in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) zurückzuführen. ... ___MH


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