Wissenschaftliche Fundierung der Kurortmedizin

Journal/Book: Heilbad & Kurort 47 (1995) 1 S.7-8. 1995;

Abstract: Univ.-Professor Dr. Dr. Dipl: Phys. Jürgen Kleinschmidt München In Veröffentlichungen Interviews oder Diskussionsveranstaltungen werden immer wieder mehr oder weniger direkt Behauptungen aufgestellt wonach es in der Kurortmedizin zu wenig wissenschaftliche Forschungsergebnisse gäbe. An sich wäre es vermessen sich in einem kurzen Vortrag oder auf ein paar Veröffentlichungsseiten dazu tiefgründig äußern zu wollen: immerhin hat der erst vor kurzem verstorbene Sir Karl Popper ein umfangreiches Buch gebraucht um seine Gedanken zur Frage niederzulegen was denn unter Wissenschaft und Forschung zu verstehen sei. Wenn hingegen die Unbefangenheit von Newcomern in der Kurortmedizin als Maß genommen wird darf der Versuch einer eigenen Definition an den Anfang gestellt werden: Wissenschaft ist die methodische Erforschung von Ursache- und Wirkungsbeziehungen in den verschiedensten Sachbereichen. Die Erforschung eines Sachbereichs beginnt mit dem Erkennen Beschreiben Sammeln und Ordnen des Materials und endet mit dem Verständnis in Form von erklärenden Hypothesen bis hin zu Theorien die geeignet sind prospektiv getestet zu ( werden und sich dann hinreichend überzufällig von unerklärten Einwirkungen unterscheiden. Die Vorhersage daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (= höchstsignifikant) bei mindestens 75 % aller zur Kur geschickten Patienten eine durch Laborbefunde und klinische Beurteilung dokumentierte Befundverbesserung am Kurende festzustellen ist gehört zu solchen prospektiv austestbaren und bereits vielfältig verifizierten Hypothesen. Diese - wiederum nur von Newcomern - gelegentlich bezweifelte kurmedizinische Grundtatsache kann wie ein naturwissenschaftliches Axiom betrachtet werden. Hier wie dort ist damit für die zahlreichen spezialisierten Teilaspekte natürlich nicht der Forschungsbedarf erledigt. Die über 250 medizinischen Dissertationsarbeiten** allein aus unserem Münchner Institut hätten nicht das Qualitätssiegel der Prüfung durch Habilitierte eines der ältesten universitären Fachgebiete erhalten wenn es nicht genügend tiefgründige wissenschaftliche Detailfragen gegeben hätte (und noch immer gibt). . . .

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