Ethische Beurteilungskriterien medizinischer Interventionen

Journal/Book: Münch.med.Wschr. 137 (1995) 9 S.36/130-133/43. 1995;

Abstract: Städtisches Klinikum Medizinische Klinik II Braunschweig Zusammenfassung Ethische Beurteilung: Ethische Beurteilungskriterien medizinischer Interventionen betreffen deren Voraussetzungen Durchführung und Zielsetzungen. Rechtsgültiges Einverständnis oder den mutmaßlichen Willen des Kranken vorausgesetzt ist die Indikation zentrale Prämisse. Als Entscheidung impliziert sie medizinische Sachargumente und die Beurteilung individueller und sozialer Zumutbarkeit und Verantwortbarkeit bezüglich des Eingriffes in die physische und psychosoziale Befindlichkeit des Kranken. Ethisches Handeln: In der Durchführung gelten neben den sachlich gebotenen Standards Leidensminderung Achtung der physischen und psychischen Verletzbarkeit und der Menschenwürde vorrangig vor Fremdinteressen. Leidensminderung -beseitigung und -verhütung begründen letztlich ärztliches Handeln in seinem ursprünglichen Impetus. An diesen Zielen wird es auch vom Kranken wie von der Gesellschaft bemessen. Prima vista einleuchtend und selbstverständlich bergen jedoch auch sie ethische Konflikte: den der Bewertung von Leiden der Vorrangigkeit des einzelnen Kranken vor der Solidargemeinschaft und der Lebensquantität vor der Lebensqualität. Außer gegenüber dem Kranken wie vor sich selbst ist der Arzt auch für die Medizin als Wissenschaft als Handlungsbereich und als Versorgungsinstitution und gegenüber der Gesellschaft verantwortlich. Diese Verantwortung zu tragen ist nur in der offenen Bereitschaft zum ausdrücklichen und gelebten Dialog mit dem Kranken dessen Angehörigen und den therapeutisch Kooperierenden in einem gemeinsamen soziokulturellen Erlebnis- und Erfahrungshorizont möglich.

Keyword(s): Ethische Kriterien Medizinische Interventionen

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