Das kur- und gesundheitsgerechte Angebot |
Journal/Book: Heilbad & Kurort 47 (1995) 6 S.126-127. 1995;
Abstract: Bürgermeister und Kurdirektor Rudolf Forcher Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes Deutscher Heilbäder und Kurorte Bad Waldsee Das Kur- und Bäderwesen in ganz Mitteleuropa wird von einer sich ständig beschleunigenden Strukturveränderung bestimmt. Sie verlangt geradezu eine Zusammenarbeit der europäischen Bäderländer - von der Statistik über das Marketing bis zur Interessenvertretung. In den einzelnen Ländern verlaufen die Prozesse teilweise unterschiedlich. Es ist deshalb angezeigt die Darstellungen aus Österreich und der Schweiz zunächst um die Situationsbeschreibung für die 320 deutschen Heilbäder und Kurorte; davon 272 in der früheren Bundesrepublik und fast 50 in den jungen Bundesländern zu ergänzen. Aus ihr ist dann die Angebotsgestaltung abzuleiten. In Deutschland sind schwerpunktmäßig die von der Sozialversicherung anteilig oder ganz bezahlten ambulanten und stationären Vorsorge- und Rehabilitationskuren negativ unter anderem betroffen durch: - die Veränderung der sozialpolitischen Rahmenbedingungen im Zuge der 3. Stufe der Gesundheitsreform und der beabsichtigten Kodifizierung des Rehabilitations- und Behindertenrechts im Sozialgesetzbuch IX - die für Kranken- und Rentenversicherung gleichermaßen geltende Vorgabe: ambulant vor stationär - die notwendige Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland durch das Senken von Lohn und Lohnnebenkosten - eine deutliche Verringerung frei verfügbarer Einkommen eine nur schwerlich reduzierbare Arbeitslosenquote - die spürbarer werdende Wettbewerbssituation mit den traditionellen Heilbäderländern in Ost- Südost- und Südeuropa. Positive Aspekte ergeben sich überwiegend für den präventiven Bereich und den Gesundheitsurlaub aus: - dem Erkennen des Werts der Gesundheit in der Bevölkerung - die volkswirtschaftliche Bedeutung einer rechtzeitigen gesundheitlichen Prävention für Politik und Versicherungen - eine Zunahme des Anteils älterer Menschen und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken durch chronische Erkrankungen und Verschleißerscheinungen - die vermehrte Verfügbarkeit ererbten Vermögens und dessen Einbringen in den Konsum - eine weitere Verkürzung der Arbeitszeiten - dem Trend zu einer gesundheitsorientierteren und gesundheitsbewußteren Lebensführung - die verstärkte Neigung und Akzeptanz natürlicher Heilmittel und Therapieverfahren. Diese beispielhafte Darstellung verdeutlicht daß bei den aufgezeigten Tendenzen keineswegs die Risiken überwiegen. Es gibt eine größere Zahl an Chancen. Sie gilt es durch eine an den Bedürfnissen der Menschen unserer Kunden orientierten innovativen und offensiven Produktgestaltung zu nützen. Diese Einstellung wird mehr und mehr zur Grundlage des Überlebenstrainings der Heilbäder und Kurorte der privaten und öffentlichen Betriebe bis zum Jahr 2000 - und erst recht danach. Um im internationalen Wettbewerb die Nachteile der westeuropäischen Industriestandorte zu reduzieren wirken die Produzenten und die Dienstleister auf eine Minderung der sozialen Lasten hin. Dazu gehört auch das Stoppen der Kostenexplosion und das Reduzieren der Ausgaben für das Gesundheitswesen. Im Vorfeld der 3. Stufe zur Gesundheitsreform ist in Deutschland zwischen den einzelnen Leistungserbringern ein harter Verteilungskampf entstanden. In ihm weisen u. a. Apotheken Ärzte Zahnärzte und Krankenhausträger darauf hin daß die Einsparungspotentiale am leichtesten im anderen Segment zu realisieren sind. Teilweise bieten sich Apotheken als Beratungsstellen für Kuren an. Die Ärzte und die Kassenärztlichen Vereinigungen vertreten die Meinung daß Gesundheitsberatung und ambulante Rehabilitation in die Arztpraxen gehören. . . .
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