Psychosoziale Desintegration |
Journal/Book: Rehabilitation 34 (1994) 3 S.147-150. 1994;
Abstract: Rehabilitationsklinik Sonnhalde [Ärztlicher Leiter: Chefarzt Dr. med. W. Schubert) der Landesversicherungsanstalt Baden Donaueschingen Zusammenfassung Viele Patienten die in der zweiten Hälfte ihres Arbeitslebens zur Rehabilitation eingewiesen werden fallen durch einen erheblichen Unterschied zwischen der objektiv nachweisbaren Leistungsfähigkeit und ihrem subjektiv empfundenen Nachlassen auf. In solchen Fällen ist die "erhebliche Gefährdung der Erwerbsfähigkeit" nicht durch meßbare Organdefizite erklärbar. Ebenso sind Therapieversuche die lediglich eine somatische Funktionsbesserung anstreben hinsichtlich der Stabilisierung der Erwerbsfähigkeit unwirksam weil sie die Ursache des subjektiven Leistungsverlustes nicht verändern. Der Autor vermutet bei dieser Sachlage das Bestehen eines eigenständigen Krankheitsbildes das er "psychosoziale Desintegration "´ nennt. Er beschreibt das Vollbild dieser Krankheitsentität und sucht nach Auslösern und Ansatzpunkten einer heilenden Beeinflussung. Wegen der großen sozialen Dimension der beschriebenen Störung ist eine Früherkennung der sich anbahnenden Veränderung und eine sachgerechte Betreuung der betroffenen Versicherten unabdingbar. Alle bei der Behandlung und Heilung eines Patienten tätigen Personen und alle Mitarbeiter in den sozialen Sicherungssystemen sollten das Krankheitsbild der psychosozialen Desintegration kennen um z.Z. noch häufig vorkommende Lenkungs- und Beratungsfehler zu vermeiden. Da Rehabilitation gegen die innere Einstellung eines Versicherten nicht möglich ist empfiehlt es sich vor kostenaufwendigen stationären Heilmaßnahmen die Rehabilitationswilligkeit des Versicherten vor Ort zu prüfen und ggf. durch geeignete Maßnahmen zu stärken. Soll die notwendige Motivation erst im Reha-Verfahren erzielt werden so ist dies nur im Rahmen eines verlängerten Heilverfahrens möglich.
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