Basisdiagnostik in der Allgemeinpraxis - fachspezifische Entscheidungsfindung in der Allgemeinmedizin |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. (ZaeF) (1994) 9 Jg. 88: S. 643-646. 1994;
Abstract: Prof. Dr. Georg Härter Lehrbeauftragter für Allgemeinmedizin der Universität Heidelberg am Klinikum Mannheim Besonderheiten der Methodik Der Facharzt für Allgemeinmedizin begegnet dem Kranken als Individuum er beobachtet lernt ihn kennen und begleitet ihn oft lebenslang. Die Besonderheiten der diagnostischen Methodik in der Allgemeinmedizin sind ursächlich bedingt durch das unausgelesene Krankengut im Sektor der Primärversorgung. Dieses unausgelesene Krankengut zwingt zur besonderen Systematik bei der Diagnosefindung. Der Facharzt für Allgemeinmedizin ist einerseits mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Medizin vertraut andererseits bedarf er psychologischer und psychodynamischer Kenntnisse zur Lösung vielfältiger individueller Probleme der Kranken. Im Sektor der primärärztlichen Versorgung benötigt der Hausarzt bei allem was er tut ein Höchstmaß an Sensibilität und Wissen um die Grenzen seines Tuns zu erkennen und die notwendige gezielte Kooperation mit Spezialisten oder Kliniken im Interesse des Kranken rechtzeitig zu veranlassen. Die diagnostische Methodik in der Allgemeinpraxis Die diagnostische Methodik in der Allgemeinpraxis ist fachspezifisch weil die Patienten-Arzt-Kontakte nicht vergleichbar sind mit jenen der übrigen Fachgebiete in der Medizin. - Für diese Aussage gelten folgende Begründungen: 1. Die Patienten-Arzt-Kontakte in der Primärversorgung finden im unausgelesenen Krankengut statt. 2. Es besteht der Zwang zur diagnostischen prognostischen und therapeutischen Sofortentscheidung. Besonderheiten der Vorfelddiagnostik Der Allgemeinarzt ist Spezialist für Vorfelddiagnostik an der Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit. Es sind Befindungsstörungen wie Angst innere Unruhe Leistungsminderung Übelkeit Unwohlsein und Schlaflosigkeit die als Erlebnis des Kranken häufig die Beratungsursache auslösen. Im Krankengut der Allgemeinmedizin sind Befindensstörungen des Menschen die häufigste Beratungsursache und der umfassendste Begriff in den menschliche Beschwerden eingeordnet werden können. Von der gelangweilten Stimmung wegen fehlender Aufgaben oder der ungestillten materiellen Begehrlichkeit vieler Jugendlicher über die frei flottierende Angst vor Arbeitslosigkeit bis hin zum körperlichen und seelischen Schmerz bei definierten Krankheitsbildern; in der Betreuung des chronisch Kranken und in der Begleitung des Sterbenden erlebt jeder Hausarzt die Vielfalt möglicher Befindensstörungen. Ein Drittel der Kranken hat keine "Lehrbuchkrankheit" In der Allgemeinpraxis kommt ein Drittel alle Patienten mit Befindensstörungen oder Beschwerden zur Behandlung das sich nicht in das Bild beschriebener Lehrbuchkrankheiten leicht einfügt. ... ab
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