Ganzheitlichkeit Kontinuität und Flexibilität in der Rehabilitation |
Journal/Book: Heilbad & Kurort 46 (1994) 3 S.78-80. 1994;
Abstract: Professor Dr. Bernhard Badura Bielefeld Die Bundesrepublik Deutschland geht in der Versorgung chronisch Kranker seit Jahrzehnten international gesehen einen Sonderweg. Mitbedingt durch eine lange Tradition von Kur- und Heilbädern hat sich Rehabilitation hierzulande als dritter eigenständiger Versorgungsbereich neben der stationären Akutversorgung einerseits und der ambulanten Versorgung andererseits herausgebildet. Diese Entwicklung wurde durch den großen Einfluß der Rentenversicherung gefördert die hier - auch dies ist eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit - nicht nur als Sozialversicherungsträger Nachfrage erzeugt sondern zugleich auch als Leistungserbringer diese Nachfrage befriedigt. Eine weitere Eigentümlichkeit des deutschen Weges besteht darin daß Rehabilitation der Rentenversicherung bisher nahezu ausschließlich stationär betrieben wird. Die Öffnung in Richtung einer möglichen Finanzierung auch ambulanter Angebote wird jedoch gegenwärtig diskutiert. Stärken; Schwächen und Entwicklungspotentiale dieses deutschen Sonderweges bedürfen zukünftig einer genaueren Prüfung. Dazu wird auch das gesetzlich vorgeschriebene Gebot der Qualitätssicherung beitragen. Bevor man jedoch zur Qualitätssicherung eines Versorgungsbereiches schreiten kann müssen Grundsätze Regeln und Standards der Versorgung definiert und dem neuesten Stand der Forschung angepaßt werden. Dafür bat die Rehabilitationskommission beim Verein Deutscher Rentenversicherungsträger wichtige Anregungen gegeben. Die Kommission empfiehlt Leistungsangebote auszubauen die weniger technikintensiv und dafür mehr ganzheitlich orientiert sind. Sie empfiehlt sich stärker auf die präventive Funktion der Rehabilitation zu besinnen und sie empfiehlt schließlich das Leistungsgeschehen insgesamt kontinuierlicher und flexibler zu gestalten. Was bedeutet das für Leitbilder Aufgabenstellung und Organisation der Rehabilitation? Dieser Frage möchte ich gerne im Folgenden nachgehen. Das deutsche Kur- und Rehabilitationswesen ist m. E. heute konzeptionell von zwei schwer oder gar nicht miteinander zu vereinbarenden Tendenzen bestimmt: der Tendenz zur Klinifizierung der Rehabilitation von einer Tendenz also wissenschaftliche und öffentliche Legitimation durch Verlängerung der Akutmedizin in die Rehabilitation zu erwerben. . . .
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