Ethische Aspekte der Sterbehilfe - aus evangelisch-theologischer Sicht - |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 1) 66-67. 1993;
Abstract: Dr. theol. Hans Storck Superintendent i. R. Berlin Vor Ostern in der Passsionszeit singen und beten evangelische Christen in Gottesdiensten den Choral "0 Haupt voll Blut und Wunden". Der Choral endet mit dem Satz: "Wer so stirbt der stirbt wohl". Evangelischer Glaube - Hilfe zu Leben und Hilfe beim Sterben? Karl Barth einer wenn nicht der protestantische Kirchvater dieses Jahrhunderts formulierte 1957: Ob es bei der künstlichen Lebensverlängerung - die er bejahte - immer mit rechten Dingen zugeht ob hier die ärztliche Pflichterfüllung nicht doch schon zum Fanatismus Vernunft nicht doch schon Unsinn gebotene Wohltat nicht doch schon zur verbotenen Plage menschlichen Lebens zu werden droht? Man wird die weitere Entwicklung der Dinge auf diesem Gebiet noch abwarten müssen um allgemein klar zu sehen... ob dabei nicht der Respekt verletzt wird den auch das sterbende Leben in Anspruch nehmen darf. (Dogmatik III S. 486). 1965 fragte Helmut Thielicke (Ethik III S. 437 f): Ob das was im bisherigen Heilvermögen wie Gehorsam gegenüber dem Hippokratischen Eid aussehen mag nicht in Wirklichkeit vom geheimen Dogma des technischen Zeitalters diktiert sein könnte: nämlich vom Glauben an und von der Leidenschaft für die Machbarkeit aller Dinge - sogar der Machbarkeit einer künstlichen dem Tod vorenthaltenen (und keineswegs vor ihm "geretteten") Lebensphase. Damals waren das bei uns einzelne wenige Spitzensätze. Als ich 1992 in der Bibliothek auftauchte belehrte der Chef mich: Sterbehilfe - Die Literatur ist Legion. Eine kirchenoffizielle Denkschrift gibt es nicht. Aspekte sind Sehweisen. Ethische Aspekte sind Sehweisen die ausstrahlen bis ins Verhalten. Frauen Männer Jüngere Ältere die sterben: Wie sehe wie erlebe ich sie?; wie verhalte ich mich ihnen gegenüber als evangelischer Christ?; wie reflexionsgeübter Theologe? Wie erlebe ich Ärzte Pflegende die medizinische pharmazeutische Technologien in den Dienst des Patienten stellen? Wie erlebe ich Angehörige der Gestorbenen mit denen ich die Beerdigung vorbereite und durchführe den Sinn des Lebens und Sterbens dieses Menschen mit je seiner Geschichte seinem Gesicht seinen Händen seinen Namen zu erfassen und zu deuten versuche vom Evangelium des gekreuzigten und auferstehenden Jesus Christus her? Ich werde deshalb in der gebotenen Kürze Dichte und Deutlichkeit zunächst antworten auf die Frage: 1. Was macht mich was macht Sie zum Menschen ? Wodurch wird mein Gewebe werden meine Knochen die paar Gramm Mineralien die Stoffwechsel Kreisläufe zum Menschen? Die Bibel sagt: "Und Gott blies dem Erdklumpen den Odem des Lebens in die Nase und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen." Atem und Hauch Materie und Geist: nicht voneinander getrennt. Gottes Atem schafft unsere Lebendigkeit. "Wenn Gott seinen Odem wegnimmt vergehen wir werde ich wieder zu Staub." In der Bibel lesen wir: "Geboren werden hat seine Zeit. Sterben hat seine Zeit." Geboren werden ist eine Phase die länger dauert und mehr ist als eine datierte Stunde in der Geburtsurkunde. Sterben ist eine Phase die länger dauert und mehr ist als die datierte Stunde des Hirntodes. "Ihr seid zur Freiheit berufen." "Ich Gott habe Dich bei Deinem Namen gerufen". Du bist die Schwester der Bruder Jesu Kind Gottes. Deshalb liebe Deinen Nächsten. Du kannst es auf Deine Weise. Es sind mancherlei Gaben aber es ist ein Geist... gleich wie ein Leib ist und hat doch viele Glieder. Berufen zum Mitarbeiter zum Mitunternehmer in Gottes weitergehender Schöpfung. Bebauen bewahren mit dem was Technik und Wissenschaft bereithält oder durch uns entwickelt. Diese Freiheit zur Lebendigkeit als Freiheit gegenüber Gott als Freiheit in der Gemeinschaft als Ehrfurcht vor dem Leben das zu schützen ist. Zu meiner und zu Ihrer Lebendigkeit gehört: "Wenn das Weizenkorn nicht stirbt so bleibt es allein; wenn es aber stirbt bringt es reiche Frucht." (Johannes 12 24). Wer stirbt erfährt in besonderer Weise wie feindlich ihm der Tod ist und wie nahe Gott ihm ist. ... Stö_
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