Der Stellenwert der Kurortmedizin in der Gesellschaft |
Journal/Book: Heilbad & Kurort 45 (1993) 6 S.170-174. 1993;
Abstract: Dr. med. Christoph Kirschner Präsident des Deutschen Bäderverbandes Die Medizin verfügt heute nach einer stürmischen und erfolgreichen Entwicklung in einem nicht erwarteten Maße über eine Fülle potenter Heilmittel und über eine breite Palette instrumenteller Heiltechnik für die Bekämpfung von Krankheiten. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in gut 100 Jahren verdoppelt und doch sind die Wartezimmer der Ärzte trotz größerer Arztdichte weiter stark gefüllt. So hören wir auch täglich daß das Gesundheitswesen in dieser Form auf Dauer nicht zu finanzieren sei obwohl doch die verbesserte Heiltechnik zur Eindämmung von Krankheiten hätte führen müssen. Heute hat die Todesdrohung in einer Krankheit abgenommen die Behandlungsbedürftigkeit bei Krankheit hat aber zugenommen. Das Stichwort zur Erklärung des Widerspruches lautet: "Panoramawandel der Krankheiten". Darunter verstehen wir: Akute Krankheiten z. B. in Form der Infektionskrankheiten gingen zurück denn akute Krankheiten können durch die medizinische Heiltechnik heute besser beherrscht werden. Chronische Krankheiten haben zugenommen. Mit der gestiegenen Lebenserwartung durch die Erfolge der Akutmedizin und durch die Besserung der Lebensverhältnisse sind auch immer mehr chronische Alterskrankheiten zu behandeln bei denen die Krankheitssymptomatik durch den Lebensstil in mittleren Lebensjahren vorgeprägt wurde. Es ist zu beobachten daß die chronischen Krankheiten nicht selten eine Quittung für unangepaßte Lebensformen und Folgen eines gesundheitsschädlichen Verhalten in der Vergangenheit sind. Bei den Entwicklungsproblemen der Medizin und in einer Zeit gesundheitspolitischer Weichenstellungen muß im Vordergrund deshalb auch die Frage stehen wie chronische degenerative und verhaltensabhängige Krankheiten am besten zu therapieren seien. Doch wird eigenartigerweise diese Frage in der Gesundheitspolitik vernachlässigt da fiskalpolitische Fragen der Finanzierung des Gesundheitswesens diese vordringlich zu beantwortende Strukturfrage tagespolitisch verdecken. . . .
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