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December 2024

Die hormonelle Reaktion im Vollbad. Untersuchungen zu Beginn und am Ende eines stationären Heilverfahrens mit bäderbetontem Kurregime.

Abstract: AUS DEM INSTITUT FÜR MEDIZINISCHE BALNEOLOGIE UND KLIMATOLOGIE DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN Vorstand: Prof. Dr. med. E. Senn Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München vorgelegt von Brigitta Galler Rotthalmünster 1993 ZUSAMMENFASSUNG Das Verständnis der Bädertherapie kann durch Kenntnisse zu deren physiologischen Wirkungen gefördert werden. In diesem Zusammenhang sind in den vergangenen Jahren zu den mechanischen thermischen und chemischen Faktoren die dem Organismus in einem Bad vermittelt werden zahlreiche Befunde erarbeitet worden. Insbesondere ist erkannt worden daß durch die sogenannte thermoneutrale Wasserimmersion wo nur die mechanischen Wirkkomponenten (Auftrieb hydrostatischer Druck) zum Tragen kommen bereits wesentliche Effekte auftreten. Die vorliegende experimentelle Arbeit befaßt sich mit der Frage nach hormonellen Reaktionen im thermoneutralen Wasserbad und stellt dabei die Auswirkungen einer ganzen Bäderserie in den Vordergrund. Das entspricht einer der wesentlichen Vorstellungen der Balneotherapie nämlich dem Prinzip einer Übungs- und Trainingstherapie die auf funktionelle Adaptationen des Organismus abzielt. Die Möglichkeit eine solche Fragestellung im Rahmen eines mehrwöchigen stationären Kuraufenthaltes zu realisieren wurde aufgegriffen. Mit insgesamt 19 internistisch gesunden Kurpatienten (zehn Frauen; neun Männer; Alter: x- = 48 5 ± 9 Jahre) wurden jeweils zwei Testbäder (ca. 36 Grad Celsius) durchgeführt das erste zu Beginn das zweite zu Ende eines dreiwöchigen stationären Aufenthaltes. Im Kurprogramm (Bewegungstherapie Bädertherapie Massagen Fangotherapie Elektrotherapie) waren tägliche Aufenthalte von 0 5 - 1 Stunde im Wasserbad vorgesehen und gewährleistet. Das Testbad selbst umfaßte Vorphase Immersionsphase und Nachphase von jeweils einer Stunde Dauer. Nach jeder Phase wurde aus einer intravenösen Verweilkanüle Blut gewonnen zentrifugiert und das Plasma bis zum Zeitpunkt der Messung tiefgefroren. Ferner wurde nach demselben Schema Urin gesammelt und sofort verarbeitet. Folgende Substanzen und Parameter sind in die Untersuchung einbezogen und nach einschlägigen Labormethoden analysiert worden: Im Plasma Adrenalin Noradrenalin Cortisol ADH Reninaktivität Aldosteron ANF; im Urin Natrium Kalium Harnzeitvolumen ferner die Kreatinin-Clearence. Die Befunde zeigen daß die einstündige Wasserimmersion gemessen an den Plasmawerten zu einer Suppression der Sekretion folgender Hormone führt: ADH Renin Aldosteron Adrenalin und Noradrenalin. Dagegen wird der atriale-natriuretische Faktor (ANF) stimuliert. Die Reaktionen sind Ausdruck gegenregulatorischer Vorgänge im Blutvolumen- und Wasser-Elektrolyt-Haushalt die in Folge der bei Wasserimmersion bestehenden zentralen Hypervolämie ausgelöst werden. Sympathikolyse und Stimulierung von Diurese und Natriurese gehören hier zu den wichtigsten der bisher bekannten Effekte. Demgemäß fanden sich in der jetzigen Untersuchung auch eine Zunahme von Harnzeitvolumen und Elektrolytausscheidung. Ferner zeigte sich eine geringe Zunahme der Kreatinin-Clearence. Der Vergleich der Werte aus dem ersten mit dem zweiten Testbad sollte über mögliche Veränderungen der hormonellen Reaktionsweise nach dem dreiwöchigen bäderbetonten Kuraufenthalt Auskunft geben. Dahinter steht die Frage nach Übungs- und Trainingswirkungen in vegetativ-hormonellen Regelkreisen durch Beanspruchung im Sinne wiederholter zentral hypervolämischer Zustände. Das auffallendste Ergebnis fand sich beim ANF der sich durch das zweite Testbad erheblich stärker stimulieren ließ. Für Aldosteron und ADH ließ sich im wesentlichen keine veränderte Reaktionsweise erkennen. Dagegen wiesen die Plasma-Renin-Aktivität und das Cortisol beim zweiten Testbad auf einen stärkeren und anhaltenderen suppressorischen Vorgang hin. Die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin zeigten in dieser Richtung keine Unterschiede. In einer weiteren Betrachtung der Resultate auf mögliche adaptative Veränderungen läßt sich der Vergleich von Ausgangswerten Schlüsse hinsichtlich einer Änderung der vegetativ-hormonellen Basislage zu. Danach dokumentieren weder das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System noch die Katecholamine eine Veränderung des Sympthikotonus. Andererseits fand sich eine Tendenz zu niedrigerem Cortisol-Spiegel und für den ANF zu höheren Werten. Wenn in dieser Untersuchung in einigen Befunden eine veränderte Reaktionsweise bei dem nach drei Wochen durchgeführten zweiten Testbad zum Ausdruck kommt muß dies nicht notwendigerweise auf das tägliche Baden zurückzuführen sein da die Behandlung sich aus verschiedenen physikalisch-medizinischen und balneotherapeutischen Anwendungen zusammensetzte die zumindest theoretisch von Einfluß sein könnten. Da die Mitführung einer therapiefreien Kontrollgruppe nicht möglich war muß die Interpretation der Ergebnisse diese Einschränkung erfahren. Daß gerade bei einigen jener Hormone eine veränderte Reaktionsweise im zweiten Testbad manifest wurde die in der Regulation des Blutvolumens und des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes eine Rolle spielt läßt bäderbetonte Behandlungsserien mit den häufigen Reizsetzungen einer zentralen Hypervolämie solche Wirkung im Sinne von Trainingseffekten in den vegetativ-hormonellen Kontrollen hervorrufen können. ___MH


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