Ethische Probleme um den Beginn menschlichen Lebens |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 10-11) 788-796. 1993;
Abstract: Prof. Dr. Volker Eid Otto-Friedrich-Universität Fakultät Katholische Theologie Lehrstuhl für Moraltheologie Bamberg Vorbemerkung: Aus problembedingten Gründen kann ich im folgenden keine "klaren" Antworten vortragen; ich sehe mich auch nicht veranlaßt nur die prinzipielle Stellungnahme kirchlicher Lehrämter zu wiederholen und zu begründen. Meine wesentliche These ist daß Schwangerschaftskonflikte tatsächlich als (auch) moralische Konflikte zu verstehen und ethisch zu qualifizieren sind. Moral hat es nicht nur mit hochangesiedelten Prinzipien zu tun sondern vor allem auch mit der Frage wie wir schwierige nicht "klar" zu lösende Konflikte bearbeiten. Abstrakte hochangesiedelte Prinzipien sind zwar unbedingt notwendig sie lassen sich aber oft nur näherungsweise verwirklichen. Dies zu leugnen oder aber harte Prinzipien "Standfestigkeit" zu betreiben wäre angesichts der Komplexität menschlicher Lebenssituationen und entsprechender Konflikte in sich selbst unmoralisch. - Ich weiß daß dieser konfliktbezogene Ansatz von anderen ethischen Positionen her bestritten wird denen es darum geht die Schwangerschaftskonflikt-Lage von ihrer moralischen Problematik zu befreien. 1. Wann beginnt menschliches Leben? - Frageinteresse und (Un-)Tauglichkeit der Frage Die Frage wann menschliches Leben beginne kann man elementar beantworten: Artspezifisches menschliches Leben beginnt mit der Vereinigung von Ei- und Samenzelle. Denn durch die Keimverschmelzung als Conditio sine qua non setzt der Prozeß der Entfaltung menschlichen Lebens ein nicht etwa erst der Prozeß der Mensch-Werdung. Diese Feststellung wäre wohl selbstverständlich und problemlos verbände man mit der Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens nicht ein konfliktträchtiges medizinethisches strafrechtliches und insgesamt sozialpolitisches Interesse: Läßt sich nach der Keimverschmelzung eine Phase nicht gegebener oder im Konfliktfalle doch wenigstens abwägbarer also reduzierter Schutzpflicht ausmachen? Welche biologisch-medizinischen ethischen und rechtlichen Kriterien sind hierfür relevant? Die Hypothese die Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens sei letztlich eindeutig zu beantworten und es ergebe sich dadurch ein klares ethisches und rechtliches Kriterium bezüglich des "Beginns" der Schutzpflicht in der pränatalen Phase muß sich bei genauerem Hinsehen als falsch erweisen; aus ... Stö_
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