Wie geht es weiter in der antiviralen Therapie von HIV-Infizierten? Zu den Ergebnisberichten von antiretroviralen Therapiestudien des IX. AIDS-Weltkongresses in Berlin |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 87 (1993/Heft 12) 925-926. 1993;
Abstract: Prof. Dr. sc. med. Renate Baumgarten Krankenhaus Prenzlauer Berg II. Innere Abteilung/Infektion Berlin Mit Schlagzeilen wie "Rückschlag in der AIDS-Therapie" oder auch "AZT nicht besser als Placebo" wurden vor Ostern HIV-infizierte Menschen erschreckt und verunsichert. Die Mitteilungen beruhten auf der journalistischen Vermarktung der vorläufigen Ergebnisse einer französisch-englischen Gemeinschaftsstudie Concorde-Studie genannt in die 1700 HIV-infizierte Patienten einbezogen worden waren. Alle Personen waren klinisch asymptomatisch und wurden nach dem Randomisierungsprinzip entweder mit 1000 mg Zidovudin oder einem Placebo behandelt. Bei Auftreten von Symptomen und/oder einem CD4-Zellabfall auf weniger als 500 Zellen/mm3 wurde eine Pneumocystis carinii-Inhalationsprophylaxe initiiert und den Betroffenen die Entscheidung zu einer Zidovudintherapie angeboten. Daraus ergaben sich drei Vergleichsgruppen (frühbehandelt spätbehandelt unbehandelt) deren Infektionsverlauf vergleichend ausgewertet wurde. Die Ergebnisse zeigten nach Meinung der Untersucher einen deutlichen biologischen Effekt in der behandelten Gruppe. Er bestand in einer mit 30 Zellen/mm3 höheren CD4-Zellzahl. Diese Laborergebnisse hatten jedoch keinerlei Einfluß auf die Überlebenszeit und/oder auf den Prozentsatz der AIDS-Manifestation bei den Betroffenen (32% Placebo; 29% Zidovudin). In beiden Gruppen überlebten fast alle Teilnehmer so daß sich kein Unterschied ergab. Betrachtet man die geräuschvoll kommentierten Daten genauer so stehen sie durchaus im Einklang mit den Ergebnissen von anderen Studien die in den USA zur Frühtherapie der HIV-Infektion durchgeführt worden waren. Die Resultate hatten die amerikanischen Zulassungsbehörden veranlaßt Zidovudin (ZDV) (Retrovir(r) syn. AZT) für die Therapie von HIV-Infizierten zuzulassen deren T-Helferzellzahl unter 500 pro Mikroliter Blut liegt. Diese Empfehlung geht auch in die Concorde-Studie ein und war sicherlich Anlaß dafür den Placebo-Patienten Zidovudin anzubieten. Zu kritisieren ist auch die ungewöhnliche längst nicht mehr übliche tägliche Dosis von 1000 mg die einen Wirkungsverlust durch Toxizität erwarten lassen mußte. Berücksichtigt wurde auch nicht die zu erwartende Resistenzentwicklung die bei einer von 1988-1992 andauernden Therapiephase fast gesetzmäßig ist. Eine therapeutische Effizienz war also ohnehin zum Zeitpunkt in dem die Patienten ein immunologisch kritisches Stadium erreicht hatten nicht mehr ... Stö_
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