Die Zöliakie - eine psychosomatisch fehleingeschätzte Störung |
Journal/Book: Münch.med.Wschr. 134 (1992) 23 S.30/370-375/39. 1992;
Abstract: Prof. Dr. D. Vaitl Dipl: Psych. F. Stouthamer-Geisel Fachbereich 06 Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen Zusammenfassung Die Zöliakie (des Erwachsenen) geht mit psychischen bzw. psychosomatischen Symptomen einher. Dies führt nicht selten zu einer Fehleinschätzung der Erkrankung und kann die richtige Diagnosestellung erheblich verzögern. Zur genaueren Bestimmung des Zusammenhangs zwischen körperlicher und psychischer Symptomatik wurde eine Fragebogenuntersuchung an 180 erwachsenen Zöliakie-Patienten durchgeführt. Die psychischen Beschwerden wurden mittels der Symptom-Check-Liste (SCL-90-R) von Derogatis erfaßt. Die untersuchten Patienten ernährten sich im Durchschnitt seit 6 2 Jahren glutenfrei. Bei 53% von ihnen wurde die Symptomatik zunächst nicht als Zöliakie diagnostiziert sondern für psychisch bedingt angesehen. Die psychischen Beschwerden der Patienten lassen sich als ein psychovegetatives Erschöpfungssyndrom mit depressiver Komponente beschreiben. Der Zusammenhang zwischen körperlicher und psychischer Symptomatik ist relativ eng (r = 0 67). Kennzeichnende Symptombereiche die hoch mit der Summe der körperlichen Beschwerden korrelieren waren: Nervosität (r = 0 74) soziale Irritierbarkeit (r = 0 66) Angst/Phobien (r = 0 60) Schlafstörungen (r = 0 66) Depressivität (r = 0 62) und mangelnde mentale Belastbarkeit (r = 0 72). Die Symptomatik ist dabei abhängig sowohl von der Dauer der Erkrankung vor der Diagnosestellung als auch von der Dauer der Diätbehandlung. Die Genauigkeit mit der die Diät eingehalten wird beeinflußt das Beschwerdenbild ebenfalls.
Keyword(s): Sprue Zöliakie psychosomatische Medizin
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung