Haltungsstörungen und psychische Beschwerden

Journal/Book: Psychische Störungen bei körperlichen Erkrankungen Psychiatrie für die Praxis 16 Hrsg. Hippius H. Lauter H. Greil W. MMV Medizin Verlag München 1992 73 - 84. 1992;

Abstract: Die hier zur Diskussion gestellte Thematik beinhaltet die - allgemein als wechselseitig angenommenen Beziehungen bzw. Beeinflussungen ausgehend vom Soma in Richtung Psyche auf dem Gebiet der Haltung bzw. Haltungsstörungen. Während typische Haltungen des Kopfes und des gesamten Menschen samt den daraus erwachsenden Überlastungsbeschwerden als Ausdruck bestimmter Stimmungen oder gar eigentlicher psychischer Störungen ohne weiteres anerkannt werden bleibt die umgekehrte Beziehungsrichtung vom Soma zur Psyche lediglich theoretisch bejaht (1J im praktisch-medizinischen Alltag weder konkret herausgearbeitet noch als Faktor oder Möglichkeit allgemein akzeptiert. Psychische Auffälligkeiten bzw. Beschwerden werden viel eher entweder als Fehlverarbeitung oder als bewußte bzw. unbewußte Ausnutzung desjenigen Ereignisses interpretiert welches zur Beeinträchtigung der Wirbelsäule und damit der Haltung führte oder aber die Patienten werden der unbewußten oder gar bewußten Ausnutzung einer mit Beschwerden einhergehenden Haltungsstörung bezichtigt. Es muß daher im folgenden im Detail dargelegt werden auf welchen versteh- und begründbaren Wegen eine primär somatisch bedingte Haltungsstörung unter bestimmten Umständen eine psychische Störung nach sich ziehen kann. Dabei ist die zur Verfügung stehende Literatur spärlich und beschäftigt sich entweder nur ganz allgemein mit der Bedeutung der Haltung für den Menschen oder punktuell mit ganz bestimmten Aspekten des Gesamtproblems z. B. den Akzelerationstraumen. Unter Haltungsstörungen dürfen nicht nur anatomische bzw. röntgenologische Wirbelsäulenverformungen und -veränderungen verstanden werden. Der Haltungsbegriff beschreibt zum einen eine Form oder äußere Gestalt zum anderen aber auch eine Funktion ja sogar einen inneren Standpunkt. Im Haltungsverständnis fließt das Somatopsychische und Psychosomatische gewissermaßen zusammen. Krankhafte Störungen der Haltung sind ein besonders treffendes Beispiel die gegenseitigen Beziehungen zwischen Psyche und Soma zu analysieren. Die spezifisch aufrechte Haltung als charakteristisch anthropologische Funktion ist wie alle anthropologischen Funktionen stets mit besonderen Bedeutungsinhalten für den Menschen ... hl

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