Der Begriff der "Fehldiagnose" |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 86 (1992) 1099-1102. 1992;
Abstract: Prof. Dr. Dr. W. Kirch Klinikum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel I. Medizinische Klinik 1. Fehldiagnose Differentialdiagnose Arbeitsdiagnose Eine Fehldiagnose liegt vor wenn aufgrund abgeschlossener diagnostischer Entscheidungsprozesse eine Erkrankung bei einem Patienten definitiv angenommen wird die sich später als unrichtig erweist; wenn eine Behandlung eingeleitet wurde die dem später erkannten Krankheitsbild nicht gerecht wird und sich durch das Nichterkennen der tatsächlich vorliegenden Erkrankung die Prognose des betroffenen Patienten verschlechtert. Damit ist der Begriff Fehldiagnose eindeutig von dem der Differentialdiagnose abgegrenzt der aufgrund des Vorhandenseins bestimmter Symptome in Betracht zu ziehende Erkrankungen beinhaltet. Er ist damit aber auch von den Termini Arbeitsdiagnose oder vorläufige Diagnose unterschieden bei denen man sich von vornherein bewußt ist daß eine definitive Diagnosestellung noch erfolgen muß diese jedoch durch weitere Untersuchungen abzusichern bzw. daß anderweitige Krankheitsbilder noch auszuschließen sind. Auch aufgrund einer "Arbeitsdiagnose" kann bereits eine Behandlung initiiert worden sein dennoch ist sich der betreffende Arzt darüber im klaren daß noch Änderungen im Kenntnisstand über die Situation des Patienten und im therapeutischen Regime eintreten können. Es erhebt sich die Frage wie Fehldiagnosen als solche erkannt werden. Zum einen - und dies ist sicherlich der ungünstigste Fall - erbringt die Obduktion letztendliche Klarheit (Abb.1 ). Dabei können neben Fehldiagnosen auch nicht-gestellte Diagnosen offenkundig werden (ohne Auswirkungen auf Therapie und Prognose des betroffenen Patienten). Zum anderen - und dann sind Korrekturen in der Therapie zumindest noch möglich - werden Fehldiagnosen im Verlauf einer Erkrankung apparent. Dies kann der Fall sein wenn sich weitere Symptome einstellen bzw. Befunde erhoben werden die zur definitiven Diagnosestellung beitragen - die Verlaufsbeobachtung und das ständige Reflektieren der Patientensituation ist dafür Voraussetzung (14). Aber auch das Nichtansprechen einer gewählten Behandlungsform kann zum Überdenken der bisherigen Diagnose Veranlassung geben und damit das Erkennen der definitiven vorliegenden Erkrankung ermöglichen. 2. Zustandekommen von Diagnose und Fehldiagnose Bei der Betrachtung der Begriffe "Diagnose" und "Krankheit" muß man sich bewußt sein daß die "Erkrankung" ein bei einem Patienten ... wt
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