Tachykardie mit breitem Kammerkomplex Notfall-EKG Folge 5 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 15/ 1991; S. 252/ 62 - 254/ 66; (133 Jg.). 1991;
Abstract: Dr. med. P. Weismüller Abteilung für Kardiologie Angiologie und Pneumologie Universitätsklinik Ulm Der Wert der Elektrokardiographie in der internistischen Diagnostik steht außer Zweifel. Was das EKG speziell in Notfallsituationen zu leisten vermag und daraus abzuleitende Empfehlungen für die Praxis stellen - ausgehend von Kasuistiken - in dieser Serie Autoren aus der Abteilung für Kardiologie Angiologie und Pneumologie der Universitätsklinik Ulm vor. Der Fall Anamnese Eine 68jährige Frau kam mit Herzrasen und einer plötzlich auftretenden deutlichen Leistungseinschränkung zum Hausarzt. Drei Monate zuvor hatte sie einen großen Vorderwandinfarkt mit einer maximalen Kreatinkinase von 2824 U/l durchgemacht. Untersuchungsbefund Die Patientin befindet sich in gutem Allgemeinzustand. Die Pulsfrequenz liegt bei 130/min; Herztöne rein; der Blutdruck beträgt 130/80 mmHg; über den Lungen sind keine Rasselgeräusche auskultierbar. EKG Abb. 1 zeigt das 12-Kanal-EKG im tachykarden Anfall Abb. 2 einen Rhythmusstreifen der Ableitung aVL. Zunächst fällt eine Tachykardie mit einer Frequenz von 130/min auf. Der QRS-Komplex ist rechtsschenkelblockartig verändert (V1) mit der Herzachse eines überdrehten Linkstyps in den Extremitätenableitungen. Als erstes stellt sich die Frage nach der Unterscheidung "supraventrikuläre bzw. ventrikuläre Tachykardie". Da die QRS-Breite 0 13 sec beträgt muß das Vorliegen einer ventrikulären Tachykardie in die Erwägungen einbezogen werden. Aus dem 12-Kanal-EKG (Abb. 1 + 2) ist insbesondere aus Ableitung aVL das Vorliegen von P-Wellen erkennbar (P-Wellen vor dem ersten QRS-Komplex nach dem zweiten QRS-Komplex vor dem vierten und siebten QRS-Komplex). Damit schlagen Vorhöfe und Kammern unabhängig voneinander (Vorhoffrequenz 88/min Kammerfrequenz 130/min). Die EKG-Diagnose lautet infolgedessen Kammertachykardie. Verlauf Unter der Annahme; daß eine supraventrikuläre Tachykardie vorliegt werden nach dieser EKG-Registrierung zunächst 0 4 mg Digoxin i.v. gespritzt. Nachdem dies nicht den gewünschten Erfolg bringt werden 10 mg Verapamil i.v. gegeben. Da sich auch daraufhin keine Änderung zeigt wird die Patientin notfallmäßig stationär aufgenommen. Bei Eintreffen in die Klinik werden 100 mg Lidocain i.v. verabreicht bei Phasen von Sinusrhythmus über wenige Minuten. Bei nachfolgender Lidocain-Infusion mit 1 5g/ 24 Std. konnte Sinusrhythmus erzielt werden. Eine langfristige Rhythmuskontrolle ist mit Propafenon erfolgreich. ... ab
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