Medizinische Ethik heute

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 26/ 1991; S. 420/ 36 - 421/ 39; (133 Jg.). 1991;

Abstract: Dr. med. Dr. phil. H. G. v. Manz Institut für Geschichte der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München Der technische Fortschritt in der Medizin sowie grundlegende gesellschaftliche Veränderungen im Umfeld der Tätigkeit des Arztes haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einem stark anwachsenden Interesse an medizin-ethischen Fragen geführt. Diese Debatte hat in den USA ihren Ausgang genommen und berührt letztlich zweierlei Problemfelder einerseits die sog. "Ethik in der Medizin" und andererseits Praxis und Ziele ärztlichen Handelns ganz allgemein. Neue Problemfelder und traditionelle Probleme mit neuer Fragestellung Seit den 70er Jahren haben vor allem die lebensverlängernden Möglichkeiten der Intensivmedizin und die Fortschritte in der Organtransplantation sowohl unter den Medizinern als auch in der Öffentlichkeit ein ethisches Problembewußtsein verstärkt. In jüngster Zeit haben neue Fortpflanzungstechniken und die Aussicht genetische Eingriffe durchführen zu können ebenfalls eine Reihe zuvor nie gekannter Diskussionsthemen aufgeworfen; sie reichen von der "Manipulation des Zeugungsaktes" bis zu der kontrovers beurteilten Embryoforschung. Insbesondere die in der Verbindung von Gentechnologie und Reproduktionsmedizin erörterte Frage nach unserem zukünftigen Menschenbild wurde zu einer "Schlüsselfrage" in der modernen medizinischen Ethik. Aber auch klassische Fragestellungen erscheinen in neuem Licht und verlangen nach innovativen und differenzierten Lösungsansätzen. Die pränatale Diagnostik verschärfte die Problemlage in der Abtreibungspraxis indem sie nicht nur eine selektive Eliminierung als "mißgestaltet" eingestufter Embryonen ermöglicht sondern in manchen Ländern bereits zu einer sozial und ökonomisch motivierten geschlechtsspezifischen Vernichtung unerwünschten Lebens führt. In der Diskussion über die Sterbehilfe eines der ältesten Themen der medizinischen Ethik herrscht heute Einigkeit darüber daß der Wille des Patienten wesentlich in die ärztlichen Entscheidungen mit einbezogen werden muß und daß bei einem Sterbenden nicht in jedem Falle routinemäßig alle technisch möglichen Mittel zur Erhaltung des Lebens anzuwenden sind. Doch müssen auch spezielle Aspekte berücksichtigt werden wie die stellvertretende Entscheidung für Patienten die sich in einem nicht entscheidungsfähigen ("vegetabilen") Zustand befinden oder die Frage ... ab

Keyword(s): K1 Ethik medizinische

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