Gewürze und Magen |
Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 84 (1990) 75-76. 1990;
Abstract: Prof. Dr. med. habil Günter Wolff Klinik für Diplomaten Berlin Gewürze benutzt der Mensch seit jeher zur Erzielung oder Erhöhung des Wohlgeschmackes seiner Speisen. Zunehmende Kenntnis der Verdauungsphysiologie läßt auch einen fördernden Einfluß auf verschiedene Funktionen der Verdauungsorgane und besonders des Magens vermuten. Ob allerdings Gewürze die - wie Pfeffer - in hohen Dosen ein brennendes Gefühl auf der Mundschleimhaut erzeugen für die Magenschleimhaut förderlich sind erscheint zweifelhaft. Durch Untersuchungen wurde in den letzten Jahren der Einfluß scharfer Gewürze auf die Funktionen des Magens genauer bekannt. Vorbemerkung Vorausgeschickt sei daß bekanntlich Azetylsalizylsäure (ASS) die Magenschleimhaut dosisabhängig schädigt. Dies ist nachweisbar am Epithelverlust der Magenschleimhaut (DNA-Nachweis in Magenspülflüssigkeit) oder an Mikroblutungen (in Magenspülflüssigkeit nachgewiesen) oder bei stärkeren Schädigungen an endoskopisch sichtbaren Erosionen oder Ulzera. Schon 1 g ASS erzeugt nachweisbare Blutungen. Zum Vergleich sei daran erinnert daß 500 mg ASS in je einer Tablette Micristin(r) oder Acesal(r) enthalten sind Neuranidal(r) enthält 300 mg und ein Beutel Turivital(r) 370 mg ASS. Die ASS wurde in den nachfolgend referierten Studien als Bezugssubstanz gewählt. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben daß es nach neueren Untersuchungen bei regelmäßiger Einnahme von ASS zu einer gewissen "Gewöhnung" kommen kann die als "adaptative Zytoprotektion" bezeichnet wird (4 6). Roter Pfeffer enthält als Wirkstoff Capsaicin in einer Konzentration von 0 14 % ; der Wirkstoff des schwarzen Pfeffers ist unbekannt (11). Pfeffer In einer Studie erhielten 8 freiwillige Versuchspersonen in den USA über eine Magensonde eine Testmahlzeit die mit 0 1 0 5 oder 1 5 g roten Pfeffers oder 1 5 g schwarzen Pfeffers versetzt war. Dabei entspricht das "Würzen" mit 1 5 g rotem Pfeffer einer sehr stark gepfefferten Speise wie sie bei uns nicht üblich ist. Es ergab sich daß die hohen Dosen (der schwarze und 1 5 g des roten Pfeffers) tatsächlich eine nicht erhebliche jedoch signifikante Steigerung der Salzsäure- und Pepsinproduktion bewirkten und somit den Verdauungsprozeß im Magen positiv beeinflußten. Demgegenüber verursachten aber bereits die niedrigen Dosen so 0 1 g roter Pfeffer eine Schädigung der Magenschleimhaut denn in der Magenspülflüssigkeit stieg der DNA-Gehalt an und es trat Blut auf. wt
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