Zirkadiane Variation der Schmerzempfindung und Schmerztherapie |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 45/ 1990; S. 722/ 70 - 724/ 74; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. J. Moerchel M.A. Medizin. Fakultät der Universität des Saarlandes Fachbereich Klin. Medizin Homburg/Saar Wir fangen gerade erst an die biologische Zeitstruktur des Menschen in ihren Grundzügen zu verstehen. In dieser Serie erläutern - unter Federführung von E. Haen München - Experten verschiedener Disziplinen sowohl die Grundlagen der Chronobiologie als auch Aspekte die heute bereits für die praktische ärztliche Tätigkeit Bedeutung in Diagnostik und Therapie erlangt haben. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Arztes gehört die Bekämpfung des Schmerzes. Wohlbefinden und Lebensqualität des Patienten werden durch ihn beeinträchtigt. Schmerz ist neben funktionalen Störungen ein Leitsymptom von Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Bei chronischen schmerzhaften Krankheitsprozessen bei denen Schmerzmittel über sehr lange Zeiträume eingenommen werden sollte die Medikation so durchgeführt werden daß sie optimal wirksam ist. Bedeutsam für die Praxis sind die Höhe der Dosis die möglichst verringert und die Dauer der schmerzfreien Intervalle die verlängert werden sollten. Dabei kann eine individuell adaptierte Schmerztherapie [12] zu einer geringeren Inzidenz von unerwünschten Arzneimittelwirkungen führen. Studien aus der Praxis vermitteln dazu pharmakologisch-chronobiologische Erkenntnisse. Zirkadiane Schwankungen von Schmerzempfindung Schmerzempfindung und Reaktionen auf Schmerzreize unterliegen Tag-Nacht-Schwankungen. Aussagen dazu basieren auf der Messung phasischer Schmerzen die durch definierte und standardisierte experimentelle Schmerzreize im Labor provoziert wurden. G. Hildebrandt und L. Pöllmann konnten tagesrhythmische Spontanschwankungen in der Empfindlichkeit der Zähne beobachten [4]. Sie wiesen als Zeitpunkt der höchsten Schmerzschwelle - der geringsten Schmerzempfindung - 15.00 Uhr nach. H. Strempel dagegen beobachtete bei Nadelstichen die höchste Schmerzschwelle um 3.00 Uhr morgens die niedrigste kurz vor Mittag [11]. Bei thermischen Schmerzreizen fand P. Procacci den niedrigsten Schwellenwert abends um 18.00 Uhr [10]. Im Tiefschlaf ist die Schmerzempfindung drastisch herabgesetzt [2]. In einer multizentrischen Untersuchung mit 882 niedergelassenen Ärzten für Orthopädie [7] wurde bei Arthrose-Patienten ein interessantes Schmerzprofil beobachtet: Ein Teil der Patienten berichtete regelmäßig über maximale Schmerzen am Morgen ein anderer aber über stärkste Schmerzen am Abend. Insgesamt klagten 1439 (39 1%) Patienten über maximale Schmerzen am Morgen zwischen 6.00 und 12.00 Uhr 1328 (36 0%) über maximale Schmerzen am Nachmittag und Abend zwischen 15.00 und 21.00 Uhr. ... ab
Keyword(s): G7 - C10 C23 F2 G11 Chronobiologie - Schmerz
© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – Impressum – Datenschutzerklärung