Selbstmordsterblichkeit in der DDR und in der Bundesrepublik Deutschland |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 39/ 1990; S. 603/ 91 - 609/ 103; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Prof. Dr. med. H. Hoffmeister Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des Bundesgesundheitsamtes Berlin Zusammenfassung Anhand von Daten der amtlichen Mortalitätsstatistik wird die Suizidsterblichkeit zwischen 1961 und 1988 für die Bundesrepublik Deutschland und erstmals auch für die DDR untersucht. Die DDR hat im Vergleich mit 30 entwickelten Ländern die dritthöchste Suizidsterberate; die Bundesrepublik hält eine mittlere Position. Die altersstandardisierten Sterbeziffern liegen in der DDR bei den Frauen um 69% und bei den Männern sogar um 74% höher als in der Bundesrepublik. Nach dem 65. Lebensjahr steigen die Selbstmordziffern in der DDR steil an. Die Lebenserwartung der DDR-Bürger würde sich um rund ein halbes Jahr erhöhen wenn die Selbstmordraten dort denen in der Bundesrepublik entsprächen. Für die Bundesrepublik stellt das Suizidgeschehen im jugendlichen Alter ein besonderes Problem dar. 10- bis 14jährige Mädchen und die 15- bis 19jährigen Jugendlichen beiderlei Geschlechts weisen in der Bundesrepublik gegenüber der DDR höhere Selbstmordziffern auf. Während in den 50er 60er und 70er Jahren ein Anstieg der Selbstmorde in der Bundesrepublik beobachtet wurde ist im Verlauf der 80er Jahre eine deutliche Abnahme eingetreten. So ist in der Bundesrepublik die Selbstmordrate 1988 niedriger als im Ausgangsuntersuchungsjahr 1961. Auch für die DDR-Bevölkerung sind abnehmende Suizidziffern zu verzeichnen wobei die Frauen 1988 die niedrigsten Selbstmordziffern seit 1961 aufweisen. Die altersstandardisierten Selbstmordziffern der männlichen DDR-Bevölkerung sind in den 80er Jahren ebenfalls gesunken liegen aber 1988 noch höher als im Ausgangsuntersuchungsjahr 1961. Die vorhandenen Unterschiede in den Suizidraten zwischen den beiden deutschen Bevölkerungsteilen müssen in erster Linie als Ausdruck sozialer Ungleichheit interpretiert werden. Suicide Mortality Rates in Eastern and Western Germany: The suicide mortality rates in the Federal Republic of Germany (FRG) and for the first time in the German Democratic Republic (GDR) were examined for the years 1961 to 1988. In relation to 30 industrialized countries the GDR has the third highest rate whereas the FRG holds a middle Position. The age-adjusted death rates are 69% higher for women and 74% higher for men in the East than in the West. Suicide mortality rates increase drastically after the age of 65 in the GDR. The average life expectancy of East Germans would increase by half a year if the suicide rates were to decrease to the current levels in West Germany. Suicides among young persons are a greater problem in the FRG with higher rates for 10-14-year-old-girls and all 15-19-year-olds in the FRG as compared to the GDR. Suicide mortality rates increased in the 50's to 70's in the FRG with a sharp decrease in the 1980's so that the current rate is lower than it was in 1961 at the beginning of the observation period. This trend is also apparent in the GDR. The lowest rates among women since 1961 were recorded in 1988. Although rates have also decreased for men the 1988 rates are still higher than in 1961. The differences in suicide rates between both countries must be attributed primarily to social inequalities. ab
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