Lyme-Borreliose: eine Zwischenbilanz |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 5/ 1990; S. 041/ 37 - 042/ 38; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. P. Herzer Medizinische Poliklinik der Universität München Ein Editorial hier in der MMW zum Thema "Lyme-Krankheit - eine neue oder neu erkannte klinische Entität" gehörte 1983 noch zu den ersten deutschsprachigen Publikationen die darauf hinwiesen daß es sich hierbei nicht nur um eine "amerikanische Krankheit" handelt [1]. Wie damals vermutet haben inzwischen die zunehmende Kenntnis des Krankheitsbildes und die Einführung serologischer Methoden zum Nachweis der Infektion mit dem Krankheitserreger Borrelia burgdorferi zu einer häufigeren Aufklärung entsprechender Fälle geführt. Die Erkrankung kommt in ganz Europa vor; es besteht kein Süd-Nord-Gefälle wie bei der ebenfalls durch Zecken übertragenen viralen Frühsommer-Meningoenzephalitis. In der Bundesrepublik dürften jährlich über 1000 Patienten betroffen sein. Und doch sind weiterhin diagnostische Irrwege auf die Unkenntnis dieses vielgestaltigen Krankheitsbildes zurückzuführen. Entsprechende Beispiele unter dem Aspekt neurologischer Manifestationen sind dem Beitrag von K. Pfadenhauer in diesem Heft (S. 48/48) zu entnehmen. Der hier geschilderte Fall einer "irrtümlichen" Bandscheibenoperation ist keineswegs als obskurer Einzelfall zu sehen [2]. Andererseits soll auch auf die Gefahren einer überdiagnostizierten Modekrankheit infolge der Fehlinterpretation serologischer Befunde hingewiesen werden. Bei dieser Zwischenbilanz muß auch eingestanden werden daß die Lösung therapeutischer Fragen den ansonsten so schnellen Fortschritten bei der Erforschung dieser Erkrankung sehr bedenklich hinterherhinkt. Babylonisches Sprechgewirr Zunächst einmal wurde aus der "Krankheit" eine "Borreliose" wobei diese Berücksichtigung der Ätiologie allgemein begrüßt wurde. Semantische Konflikte verursacht in Europa der amerikanische Ortsname "Lyme". Um jedoch eine nomenklatorische Vielfalt für den gesamten Krankheitskomplex zu vermeiden wird auch hier die Bezeichnung Lyme-Borreliose zunehmend akzeptiert. Das Borrelien-Lymphorytom steht nun für den als weniger adäquat erachteten Begriff der Lymphadenosis benigna cutis. Ansonsten wurden die alten Krankheitsbegriffe die schon vor der Lyme-Krankheit bekannt waren beibehalten. Das Erythema migrans ist aber nur noch "chronicum" bei einer Dauer von mindestens 4 Wochen. Zunehmend schwierig erscheint die Handhabung des Bannwarth-Syndroms das ursprünglich als eine Meningopolyneuritis ungeklärter Ätiologie definiert worden war. ... ab
Keyword(s): C1 Lyme-Borreliose
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