Schichtarbeit - chronobiologisch betrachtet Chronobiologie Folge 10 |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 44/ 1990; S. 700/ 58 - 704/ 64; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Prof. Dr. med. W. Ehrenstein Universität Hohenheim Angewandte Physiologie (140) Esslingen Wir fangen gerade erst an die biologische Zeitstruktur des Menschen in ihren Grundzügen zu verstehen. In dieser Serie erläutern - unter Federführung von E. Haen München - Experten verschiedener Disziplinen sowohl die Grundlagen der Chronobiologie als auch Aspekte die heute bereits für die praktische ärztliche Tätigkeit Bedeutung in Diagnostik und Therapie erlangt haben. Die zeitliche Funktionsordnung des Organismus und die Art und Weise seiner Einbindung in die Zeitstrukturen des gesellschaftlichen Lebens sind für Gesundheit Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit des Menschen von maßgeblicher Bedeutung. In den modernen Industriestaaten kommt es durch Nacht- und Schichtarbeit zu besonders häufigen und intensiven Störungen dieses zeitlichen Ordnungsgefüges. Ein Viertel bis ein Fünftel der Bevölkerung verrichtet mehr oder minder regelmäßig Schichtarbeit; die Mehrheit arbeitet während der Regelzeit d. h. von Montag bis Freitag etwa acht Stunden täglich in der Zeit zwischen 8.00 und 17.00 Uhr. Wird Arbeit früher oder später abgeleistet spricht man von Früh- Spät- oder Nachtschichten. Diese können in die Regelzeitarbeit eingestreut sein oder als Wechsel- bzw. Dauerschicht vorkommen. Chronobiologische Beanspruchungen durch Schichtarbeit In zahlreichen Felduntersuchungen an Schicht- und Regelzeitarbeitern hat sich die Phasenlage zirkadianer vegetativer Rhythmen als recht stabil erwiesen. Indikatoren dieses zirkadianen Systems sind die Körpertemperatur und die Blutspiegel von Melatonin und Kortisol (vgl. R. A. Wever Folge 8 und 9 dieser Serie). Auch bei längeren Schichtperioden beobachtet man in der Regel keine adäquate Phasenanpassung dieses Systems an die erzwungene Phasenverschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Je nach dem Ausmaß der Schlafverschiebung resultiert also eine mehr oder minder starke Dissoziation zwischen dem Schlaf-Wach-Rhythmus und dem zirkadianen System [5]. Daraus ergeben sich Störungen des Befindens und der Leistungsbereitschaft insbesondere während der Nachtschicht. Schlafneigung Leistungsbereitschaft und Befinden hängen also nicht nur - wie jedermann geläufig - von der Dauer des täglichen Schlafes ab sondern auch von der Phasenlage des Schlafes und der Arbeitszeit zum zirkadianen System. ... ab
Keyword(s): G7-G2 Chronobiologie - Arbeitsmedizin
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