Was ist ein Internist? |
Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 16/ 1990; S. 250/ 42 - 255/ 51; (132 Jg.). 1990;
Abstract: Prof. Dr. med. E. Buchborn Direktor der Medizinischen Klinik Innenstadt der Universität München Ich beginne meine Vorlesung mit einem Wort des Schriftstellers und Arztkollegen Arthur Schnitzler: "Ein Abschied schmerzt immer auch wenn man sich darauf gefreut hat". Dieses Wort mag zutreffend und zugleich ironischdistanzierend auch die ambivalente Stimmung einer Abschiedsvorlesung beschreiben mit der eine aktive Tätigkeit als Hochschullehrer in mehr als 60 Semestern und als Arzt nach mehr als 40 Jahren ausklingt. Die Aufgaben während dieser Zeit und einige der dabei gewonnenen Erfahrungen lassen sich rückblickend unter der Fragestellung reflektieren was eigentlich ein Internist und was die Innere Medizin ist. Die drei Archetypen des Arztes Eine erste Ein- und Abgrenzung ergibt sich dadurch daß wir neben dem Internisten noch den Chirurgen und den Psychiater als Archetypen des Arztes kennen. Ihre Typologien sollen daher zunächst kurz charakterisiert werden. Am weitesten lassen sich Chirurg und Internist in der Geschichte der Heilkunde zurückverfolgen. Chirurgische Fertigkeiten zur Entfernung von Fremdkörpern und zur Versorgung von Kriegs- und Unfallverletzungen oder von anderen nach außen in Erscheinung tretenden Krankheiten finden sich schon bei Heilkundigen der vorgeschichtlichen Zeit. Nicht nur die Not die zum Handeln zwang sondern auch die Klarheit der Sachlage die in den meisten Fällen viel unkomplizierter und offensichtlicher war als bei inneren Krankheiten machten den chirurgischen Helfer unabhängiger von Krankheitstheorien als den Internisten und brachten ihm schon in frühester Zeit operative Erfolge. Im Mittelalter waren daher kunstfertige Laien ohne große theoretische Kenntnisse wie Barbierchirurgen Linsenstecher Bruch- und Steinschneider Knochenbrucheinrichter Wundärzte und Zahnextraktoren die wirklichen Nothelfer und Könner. Mit der Einführung von Narkose Antisepsis und Blutstillung begann dann das "Jahrhundert der Chirurgie" wie ein bekannter Buchtitel lautet und damit die Exklusivität der großen Chirurgie. Damit steht der bedeutende Chirurg der mit seinem Eingriff das Schicksal innerhalb weniger Stunden wendet am höchsten in der Wertschätzung des Publikums. In einem Entwurf zur Typologie des Arztberufes von Heinz Goerke von 1954 finden wir den Chirurgen als zielbewußte und extrovertierte Persönlichkeit beschrieben ... ab
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