Physikalische Therapie bei der peripheren arteriellen Verschlußkrankheit: Bewegungstherapie und Krankengymnastik |
Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. Klim. 17 (1988) S. 273. 1988;
Abstract: Klinik für Physikalische Medizin der Universität München Im Gegensatz oder in Ergänzung zum betont sportlich- und leistungsorientierten Gehtraining sind in letzter Zeit von physikalischer Seite erneut die mehr bewegungstherapeutischen sowie die zahlreichen passiven physikalischen Therapiemaßnahmen betont worden. Aufgrund einer Übersicht über die Literatur und deren verschiedenen möglichen Betrachtungsweisen welche alle den peripheren arteriellen Verschluß nicht einfach als Folge einer mechanischen Blutflußbehinderung sondern als vielgestaltiges Krankheitsbild sehen sollen vorerst die Bedeutung und die klinischen Erfolge des Gehtrainings als Basistherapie dargelegt werden. Der Begriff des peripheren Trainings soll in den Mittelpunkt der physiologischen Deutung der oftmals beeindruckenden Zunahme der Gehstrecken gestellt werden. Diese peripheren Mechanismen als Ergänzung zu den zentralen d. h. kardialen stellen offensichtlich die gewichtigsten Ursachen für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit einzelner Regionen des Bewegungsapparates aber auch des Gesamtkörpers dar: Die Verbesserung des Kontrastes zwischen einer vasokonstriktionsbedingten Minimaldurchblutung von Gewebebezirken die an der Körperleistung nicht beteiligt sind und einer vasodilatationsbedingten optimalen Durchblutung der arbeitenden Muskeln im Sinne der sog. kollateralen Blutverschiebung; die metabolische Kapazitätserhöhung vor allem hinsichtlich desoxidativen Glucoseabbaus durch eine enorme Vergrößerung der Oberfläche der Mitochondrien der Muskelfasern; die Verkürzung der Diffusionsstrecke und damit Erhöhung der Konzentrationsgradienten für Sauerstoffund Nährstoffe durch Eröffnung neuer Kapillaren. Aber auch die erst in neuerer Zeit entdeckten Auswirkungen einer effektiven Körperleistung auf die Haemorheologie bzw. die Haemostase und damit möglicherweise auf die Progredienz der Arteriosklerose sollen gewürdigt werden. Eine Übersicht über die Vielfalt der Möglichkeiten des Gehtrainings die Gehstrecke zu verlängern bzw. den belastungsabhängigen Schmerz zu lindern wird den ersten Teil der Übersicht zusammenfassen: Mechanismen des peripheren Trainings verbesserter sensomotorischer Einsatz der betroffenen Muskelpartien bzw. Gliedmaßen; erhöhte Toleranz gegenüber einer Übersäuerung des Blutes mit Milchsäure; Verbesserung sekundärer "rheumatischer" Beschwerden und Befunde; verbesserte Motivation. Im zweiten Teil finden die verschiedenartigsten zumeist sekundären Reaktionen des Bewegungsapparates und der Haut die alle im Einzelfall mehr oder weniger relevant die Gehstrecke limitieren bzw. ein komplexes Schmerzbild provozieren ihre Darstellung; Reflexdystrophe Erscheinungen in Form von Muskelverkürzungen strangförmige Muskelverhärtungen Schmerzpunkten Kapselschrumpfungen Tendomyosen und Tendoperiostosen. Diese teils rein mechanisch teils aber auch reflektorisch verursachten Gewebereaktionen zwingen zur begleitenden physikalischen Therapie mit ganz anderen Methoden als dem Gehtraining. In diesem Zusammenhang sollen die Wirkungsweisen und der Stellenwert der nicht leistungsorientierten Formen und Möglichkeiten der Bewegungstherapie begründet werden. ___MH
Keyword(s): periphere arterielle Verschlußkrankheit - Bewegungstherapie - Krankengymnastik
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