Historische Aspekte der circaseptanen Reaktionsperiodik

Journal/Book: Z. Phys. Med. Baln. Med. Klim. 17 (1988) 383. 1988;

Abstract: Institut für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung der Philipps-Universität Marburg Marburg/Lahn Sowohl in der griechischen und römischen Antike als auch in der arabischen Medizin des Mittelalters finden sich Schriften die Angaben über die zeitliche Struktur von Krankheitsverläufen mit Hinweisen auf die kritische oder prognostisch bedeutsame Funktion verschiedener Krankheitstage enthalten (Corpus hippocraticum Galenus Avicenna). Die Auflistung der Häufigkeit von Nennungen einzelner Krankheitstage ergibt deutliche Hinweise auf eine Dominanz circaseptan-periodischer Reaktionsstrukturen. Darüber hinaus finden sich Anhalte auf eine Beteiligung von Perioden mit halber Wellenlänge (circasemiseptane Perioden). Die Maxima der Nennungshäufigkeit fallen bei allen Autoren stets auf den 7. 14. etc. Krankheitstag so daß die Phasenlage der periodischen Zeitstruktur des Krankheitsverlaufs auf den Krankheitsbeginn (meist den Fieberbeginn) d. h. auf die Auslösung der pathologischen Reaktion bezogen ist. Dementsprechend kommt der genauen Bestimmung des Krankheitsbeginns in den alten Schriften eine besondere Bedeutung zu. Ein Vergleich mit Ergebnissen der modernen Kurverlaufsforschung über die zeitliche Gliederung von Kurreaktionen bzw. Kurkrisen als Ausdruck periodischer vegetativer Gesamtumschaltungen ergibt eine auffällige Übereinstimmung zwischen den in der alten Literatur beschriebenen Zeitstrukturen des Krankheitsverlaufs und der zeitlichen Gliederung des Kurprozesses wobei in beiden Fällen die Kriterien der sog. reaktiven Perioden erfüllt werden. Es finden sich weiterhin Anzeichen dafür daß im Laufe der geschichtlichen Entwicklung eine ursprüngliche Prävalenz von 7tägigen Perioden zugunsten einer größeren empirischen Vielfalt zurückgetreten ist. Im 18. Jahrhundert wurden auch von Badeärzten verschiedene zeitliche Reaktionsmuster des Kurverlaufs unterschieden und prognostisch bewertet. Die Befunde werden auch im Hinblick auf den geschichtlichen Panoramawandel der Krankheiten sowie auf die heute bekannte Differenzierung der Reaktionsmuster des Kurverlaufs nach Maßgabe der vegetativen Reaktionslage diskutiert. ___MH

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