Über die Bedeutung der ortsgebundenen Kurmittel |
Journal/Book: Heilbad und Kurort 40: 177-178 (1988). 1988;
Abstract: Aus dem Institut für Arbeitsphysiologie und Rehabilitationsforschung der Philipps-Universität Marburg und dem Institut für kurmedizinische Forschung Bad Wildungen. - Kurzfassung des Vortrags vom 11. Dezember 1987 anläßlich des Seminars "Kurortmedizin" im Klinikum Großhadern München. Während bisher die Wirksamkeit der Kurbehandlung als ganzes bezweifelt wurde wird jetzt zunehmend die Wirksamkeit des einzelnen Kurmittels und seine Ersetzbarkeit hinterfragt. Die natürlichen ortsgebundenen Kurmittel haben zwar das Entstehen der Kurorte begründet es scheint aber heute so als könne der Kurort auch ohne seine Kur mittel überleben und damit zugleich seine eigene Ortsgebundenheit aufgeben. Dazu verhelfen zum einen die zunehmende Klinifizierung der Kuren zur Entlastung der kostspieligeren Akutkrankenhäuser zum anderen die fortschreitende Psychologisierung der Kuren die im Kurort letzten Endes ein gesellschaftliches Modell zur Einübung neuer Verhaltensweisen sieht. Beide Tendenzen lassen die Kurmittelanwendung nur noch als Zusatzbehandlung gelten und haben dementsprechend einen drastischen Rückgang der Anwendungshäufigkeit hervorgerufen. Zugleich wurden Balneo- und Klimatherapie durch ortsunabhängige Maßnahmen der Physikalischen Medizin ersetzt. Eine solche Entwicklung der Bäder- und Klimaheilkunde ist nur denkbar auf dem Boden eines beträchtlichen Forschungsdefizits welches Wirkung und Wirksamkeit der natürlichen Kurmittel unter naturwissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht mehr hinreichend verständlich werden läßt. Jedenfalls liegt der Grund sicher nicht in vergleichenden Erfolgsstatistiken oder gar kontrolliereten Studien. Eine Änderung der derzeitigen Entwicklungsrichtung ist nur dadurch möglich daß der Stellenwert jedes einzelnen Kurmittels im Rahmen der Kurortbehandlung hinreichend erforscht wird und sein Einsatz vom Kurarzt rational gehandhabt werden kann. Diese Forschungsaufgabe setzt allerdings voraus daß die für Kurmittelanwendungen charakteristischen Wirkprinzipien der sog. Natürlichen Therapie stärker beachtet werden und die Kurmittel nicht an den für die klinisch-pharmakologische Therapie üblichen Maßstäben für Immediatwirkungen gemessen werden. Die stets seriell-iterative Anwendungsweise mit den dazwischenliegenden Behandlungspausen weist darauf hin daß das Hauptziel der Kurbehandlung in langfristigen adaptiven Modifikationen der Reaktionsweise besteht in deren Verlauf die körpereigenen Fähigkeiten zu Regulation Regeneration und Anpassung therapeutisch genutzt werden. Die dafür erforderlichen therapeutischen Kategorien umfassen Maßnahmen der Schonung zur Rückbildung von Fehlanpassungen Steigerung der regulatorischen Leistungen und deren Ökonomie mit dem Ziel der Funktionsnormalisierung und gegebenenfalls auch Maßnahmen zur Auslösung trophisch-plastischer Adaplationsvorgänge zur Steigerung von Leistungskapazität und Energiereserven. . . . .
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