Der Beitrag des Münchener Lehrstuhls für die Zukunft der Physikalischen Medizin Medizinischen Balneologie und Klimatologie* |
Journal/Book: H u K 39 9-10/87 S. 277-280. 1987;
Abstract: Professor Dr. med. Edward Senn Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München *Vortrag am 11. April 1987 anläßlich der Hauptversammlung des Deutschen Bäderverbandes in Hindelang. Die Medizin als Ganzes ist ihrem physikalischen Teilgebiet gegenüber zwiespältig eingestellt: Auf der einen Seite haben einzelne Fachgebiete wie die Orthopädie die Unfallchirurgie die Rheumatologie aber auch die Neurologie einzelne physikalische Therapiemaßnahmen als unentbehrlich und wie selbstverständlich in je ihre Therapiepläne integriert auf der anderen Seite tun sich viele Vertreter der Medizin schwer die Physikalische Medizin als eigenständigen Wissenschaftszweig anzuerkennen. Nichts spricht deutlicher als die geringe Anzahl der Lehrstühle in der Bundesrepublik Deutschland die sich auftragsgemäß und schwerpunktmäßig mit der Physikalischen Medizin bzw. Therapie beschäftigen dürfen für diese nur halbwegs anerkannte Stellung. Wenn es in der allernächsten Zeit nicht gelingen sollte die Notwendigkeit einer selbständigen physikalisch-orientierten Forschung aufzuzeigen welche die Gesetzmäßigkeiten der Funktionsgestaltung und Strukturbildung durch verschiedenartige physikalische Belastungen zu klären beginnt dann werden auch die verbleibenden Lehrstühle zweckentfremdet werden und der Graben zwischen den physikalisch-therapeutischen Berufen und der Medizin wird sich zum Nachteil der Patienten nochmals vertiefen. Die Balneologie als Lehre der Wirkungsweisen und des kurmäßigen Einsatzes physikalischer Therapiekonzepte ist ihrem Wesen nach ein Teil der Physikalischen Medizin und damit schicksalhaft mit ihr verbunden. Dazu kommt daß weder die Effektivität noch die Effizienz dieser physikalisch-balneologischen Kuren unbestritten sind zumal die Therapien an (Kur-)Orten und unter Rahmenbedingungen durchgeführt werden die mehr an Ferien denn an intensive Behandlungsprogramme erinnern. Damit ist auch die Zukunft der Kur nicht in allen Teilen gesichert. Die Physikalische Medizin als eigenständiges und für die Medizin als Ganzes unentbehrliches klinisches Teilgebiet und notwendige Wissenschaft welche die Auseinandersetzung mit dem Kurwesen mit einschließt ist trotz allen ihr zur Zeit anhaftenden Mängel dann logisch begründbar wenn der Begriff des Physikalischen in den Mittelpunkt gerückt und richtig verstanden wird. Dieser Begriff erfaßt die Tatsache daß physikalische Einflöße in Form von physiologischen Belastungen und pathologischen Überlastungen einen wesentlichen Einfluß auf die Struktur und die Funktion fast aller Organe und Organsysteme vorab des Bewegungsapparates aber auch der zentralnervösen Leistungen der Atmung oder des Herzkreislaufsystems nehmen. Solche physikalisch wirksamen Reize werden nicht nur in Form einer Therapie zur Hebung der Belastbarkeit eingesetzt sondern beeinflussen Funktion und Struktur Gesunder und Kranker selbst in ihrem Alltag. ... ___MH
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