Zur Rolle der Diätetik heute |
Journal/Book: H u K 39 5/87 S. 125-126. 1987;
Abstract: Professor Dr. med. Günter Schlierf Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung - DGE Klinisches Institut für Herzinfarktforschung an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg *Vortrag am 31. März 1987 anläßlich der Fortbildungstagung der Gütegemeinschaft Diätverpflegung e. V. in Bad Lauterberg. ** K. D. Henke C. Gehrens L. Arab G. Schlierf: Die Kosten ernährungsbedingter Krankheiten Schriftenreihe des Bundesministeriums für Jugend Familie und Gesundheit Band 179 Kohlhammer-Verlag 1986. Diätetische Therapie früher orientiert an unspezifischen Kriterien wie Schonung oder Schutz ("Leberschutzkost") basiert in zunehmendem Maß auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Als gezielte Ernährung schaltet sie krankmachende Faktoren aus und entlastet überforderte Stoffwechselwege. Die Bedeutung einer Diät läßt sich messen an der Sicherheit der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Aussage oder z. B. an der Realisierbarkeit. Eine Diät von der man von vornherein weiß daß sie nicht eingehalten werden kann hat eigentlich wenig Bedeutung in diesem Sinne. Man kann schließlich - dies ist in einem der Grußworte schon angeklungen - die Rolle der Diät im Rahmen der Kostendiskussion sehen die ja gerade wieder sehr aktiv ja zum Teil hektisch geführt wird. Wir haben uns im Auftrag des Bundesministers für Jugend Familie und Gesundheit vor einigen Jahren mit der Frage befaßt wieviel ernährungsabhängige Erkrankungen kosten. Geholfen hat uns dabei Professor Henke Volkswirtschaftler an der Universität Hannover* *. Professor Henke hat nach unseren Vorgaben nämlich welche Erkrankungen ernährungsabhängig sind ermittelt daß auf das Gesundheitswesen pro Jahr Kosten von etwa 40 Milliarden DM durch ernährungsabhängige Krankheiten zukommen. Dabei haben selbstverständlich die einzelnen Krankheiten die hier ins Auge gefaßt worden sind unterschiedlich tiefe ernährungsbezogene Wurzeln. Während beispielsweise die eine Erkrankung zu fast 100% kausal mit dem Ernährungsfaktor zusammenhängt ist es eine andere vielleicht nur zu 10 oder 20%. Wenn wir nun die Krankheiten nach den Kosten auflisten die im Zusammenhang mit ihnen entstehen so ergibt sich als teuerste ernährungsabhängige Krankheit die Karies. Sie verursacht etwa 16 Milliarden DM Kosten im Gesundheitswesen pro Jahr. Man sollte nun meinen wenn man eine so teure Krankheit identifiziert hat und zwar im Falle der Karies sogar eine ganz ausgesprochen ernährungsabhängige Krankheit die zu fast 100% vermeidbar ist und die fast jede Person in unserem Land betrifft daß dann konzertierte Aktionen sich mit dieser Krankheit befassen und versuchen die Ernährungsfaktoren und andere Faktoren die wir kennen dieser Krankheit anzugehen. Ich möchte zwar anerkennen was geschieht von der Aufklärung im Kindergarten bis zur Schulzahnpflege aber man muß eigentlich sagen daß ein Problem von dem wir so viel wissen insgesamt doch sehr halbherzig angegangen wird. Das ist sehr in Analogie z. B. zu der Strumaprophylaxe. Die Struma ist zwar bisher keine sehr teure ernährungsabhängige Krankheit weil man an der Struma ebenso wie an der Karies übrigens selten stirbt.
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