Gesundheitserziehung in der Kur aus der Sicht der Angestellten-Krankenkassen |
Journal/Book: H u K 39 4/87 S. 97-98. 1987;
Abstract: Hans-Wilhelm Müller Geschäftsführer des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen e.V. Siegburg Gesundheitserziehung soll dazu beitragen daß Gesundheitsvorsorge einen höheren Stellenwert in unserem Leben bekommt daß gesundheitsbewußtes Leben einen "Eigenwert" erhält der aus sich selbst heraus begründet ist. Wenn heute allein die Kosten ernährungsbedingter Krankheiten - so eine Untersuchung namhafter Autoren rund 42 Milliarden DM betragen dann ist Aufklärung und Erziehung angesagt. Viele der das heutige Krankheitsspektrum dominierenden chronischen Erkrankungen sind auf eine falsche Lebensführung und ein schwach ausgeprägtes Gesundheitsbewußtsein zurückzuführen. Diese Krankheiten haben ihre letzte Ursache im gesellschaftlichen Umfeld - in den Arbeits- Wohn- Familien- und Umweltverhältnissen. Gesellschaftliche Verhältnisse schlagen sich nieder in Verhaltensweisen die ihrerseits als Risikofaktoren wirken. Solches Fehlverhalten ist in der Hauptsache Mißbrauch von Nikotin Alkohol und Medikamenten falsche Ernährung Bewegungsmangel und unbewältigte persönliche Schwierigkeiten. Spätestens hier wird deutlich daß die Hinführung zu gesundheitsschonenden Lebensweisen mit dem Ziel der Verhaltensänderung in der Gesundheitsvorsorge einen hohen Stellenwert hat. Eine angemessene medizinische Therapie wird diesem inneren Zusammenhang zwischen "Leben" und "Leiden" nicht allein durch Maßnahmen der kurativen Medizin begegnen. Es bedarf ergänzender Therapieformen die Hilfe zur Selbsthilfe bieten und geeignet sind eine dauerhafte Veränderung der Lebensführung einzuleiten. Dabei sollte das Problem ein über Jahre hinweg gefestigtes Fehlverhalten korrigieren zu wollen nicht unterschätzt werden. Hier hat die Therapieform Kur ihren festen und "angestammten" Platz denn in keinem anderen Bereich unseres Gesundheitswesens sind die Voraussetzungen für eine intensive Beschäftigung mit der eigenen Krankheit deren Ursachen und Hintergründen und mit der wechselseitigen Abhängigkeit von Lebensführung und Krankheitsrisiko so unmittelbar gegeben wie bei einem zweckmäßig durchgeführten Kuraufenthalt. Eine Kur ist nicht die alleinige Voraussetzung für eine Änderung des individuellen Lebensstils aber sie kann die Abkehr von den liebgewonnenen -kleinen Lastern" des Alltags erleichtern. Im Vergleich mit anderen Angeboten der Gesundheitserziehung bietet die Kur verschiedene Bedingungen die Lebensgewohnheiten umzustellen helfen: die Integration verschiedenster Therapieformen die Einbindung ortgebundener Kurmittel die Überwachung des individuellen Langzeittherapieplanes die Diätetik die physikalische Therapie die Bewegungstherapie und die Gesundheitserziehung. Dies alles verdichtet über einen längeren Kurzeitraum und unterstützt durch den entsprechenden Klima- und Milieuwechsel. Das sind die Faktoren die eine Kur zu einer wesentlichen und zeitgemäßen Therapieform machen. Mit der Kur besitzen wir ein in das Gesundheitswesen integriertes Vorsorgesystem - ein "Gesundheitsbildungsseminar" - das es zu nutzen und in seinem präventiven Charakter zu festigen gilt. Wenn jedoch eine Kur als ein individueller "Lernvorgang im Rahmen eines biographischen Prozesses zu definieren" (von Ferber) ist dann muß die -medizinische Struktur" der Heilbäder und Kurorte an dieser Aufgabe orientiert sein. ... ___MH
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