Die Kur: Anachronistischer Luxus oder ewiger Jungbrunnen?* |
Journal/Book: H u K 38 10/86 332 - 335. 1986;
Abstract: Dr. med. Herbert Mensen Internist - Naturheilverfahren Ltd. Landesmedizinaldirektor i. R. Bad Rothenfelde *Überarbeitete Fassung von Referaten bei Fachsymposien auf Jersey/Channel-Islands (1983) und in Bad Ciechocinek/Volksrepublik Polen (September 1986). - Erstfassung in "Fettstoffwechsel- und Durchblutungsstörungen - Symposiumsband" ' 1983 mit freundlicher Genehmigung der pmi Verlag GmbH Frankfurt/Main. ' 1. Anachronistischer Luxus? Räkeln sich in den sozialisierten Badewannen und Daunen von Fürstenbädern und "Opas-Kur" junge Vegetativlinge? Werden kleine Wirbelzacken zu großen Wunschkronenzacken die mit der Kur einen Mohammedanerhimmel verheißen der Liebes- und Tafelfreuden schenkt die der irdische Alltag versagt? "Fahre ich ins Bad verlange ich edlen Stoff der die Sorgen verscheucht der mit strömendem Lebensmut mir in Herz und Blut geht . . . der mich verjüngt für die Gunst der Mädchen . . ." Das schrieb kein LVA-Kurgast das schrieb Horaz (65-23 v. Chr.). 1.1 Anachronismus Egal wer so denkt: Immer liegen Gebrauch und Mißbrauch beieinander. Kuren nur zum Vergnügen galten dennoch stets als Frevel. Die "Gottesgabe" der Heilquellen kommt im Feudalismus dem Adel wie den "Seelbädern" der Armen zugute. Opas bürgerliche Kur ist mehr als Baden und Trinken von "Kalter Helene" oder "Warmem Georg-Viktor". Bei allem Menschlich-allzu-Menschlichen: Alte Badearztschriften rühmen schon Übung Diät Kur- und Lebensordnung mehr als die "Quellgeister"! Daß sich im Nachkriegsruin die noch intakte Sozialversicherung des Potentials intakter Kurorte vergewisserte war berechtigt nicht anachronistisch sondern zeitgemäß! Neue Sozialgesetze trugen dem Rechnung. "Wer weiß wieviel schlimmer noch es sonst um unsere Volksgesundheit bestellt wäre" (Jahn 1969). Nicht die Frage ob damals zuviel nur die Frage ob genug und ob immer das Richtige geschah ist legitim. "Ich weiß nicht ob im Menschlich-allzu-Menschlichen ein Wandel eintrat weil der feudalistische Badebetrieb selbst der demokratische aber durch die Solidargemeinschaft finanziert wurde. Wenn Wandel so eher dadurch daß die Kurorte heute mehr von Kranken und Rehabilitationswilligen bevölkert sind als ehedem" so Professor Hartmann Gründungsrektor der Medizinischen Hochschule Hannover. ... hl
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